Neues Rollenverständnis: Mit dem Film «White Noise» von Noah Baumbach eröffnet erstmals ein Film des Streaminggiganten Netflix die traditionellen Filmfestspiele von Venedig. Die schwarze Komödie mit Adam Driver und Greta Gerwig in den Hauptrollen wird am 31. August am Lido gezeigt und auch am Wettbewerb teilnehmen.
Die Komödie nach einem Roman von Don DeLillo handelt von einem Professor, der an einer liberalen Hochschule über Adolf Hitler lehrt. Ein «giftiges Event in der Luft» - was durchaus Erinnerungen an die Pandemie wachrufen soll - zwingt ihn und seine Frau dann dazu, sich der Sterblichkeit zu stellen.
Noah Baumbach, der mehr als vier Jahre für die Produktion von «White Noise» kämpfen musste, hat inzwischen einen Vertrag für weitere Filme mit Netflix unterschrieben. «White Noise» ist soeben fertig geworden und wird in Venedig auch seine Weltpremiere erleben. Bereits die Tragikomödie «Marriage Story» von Noah Baumbach mit Adam Driver und Scarlett Johansson wurde 2019 in Venedig uraufgeführt. Er wurde auch für einen Golden Globe nominiert.
Ein Eröffnungsfilm aus den Portfolios der Streamer bedeutet ein Wendepunkt in der bisher problembelasteten Beziehung zwischen dem Kinogewerbe und den Techfirmen. Aber der wachsenden Marktmacht der Streaminganbieter können sich die Festivals immer weniger entziehen, auch wenn sie weiterhin den mehr als 100-jährigen Zauber des Kinos zelebrieren wollen.
In Cannes müssen die Filme der Streamer immer noch zuerst im Kino laufen, um beim Festival gezeigt zu werden. Venedig entdeckte so eine historische Chance als Startrampe für die neuen Filme von Netflix und Konsorten. Die hier erstmals offiziell von einer kulturell orientierten Jury abgesegneten Werke dürfen sich inzwischen auch Hoffnungen auf einen Oscar machen.