Bei einem gewöhnlichen Prominenten wäre es eine Klatschmeldung. Bei Edward Snowden ist es eine Depeche mit politischer Brisanz. Der US-Whistleblower ist Vater geworden.
Seine Frau Lindsay Mills veröffentlichte in sozialen Netzwerken ein Foto der beiden mit einem Baby in roter Kleidung auf dem Arm. Das Gesicht des Kindes ist mit einem grossen Smiley unkenntlich gemacht.
Dazu schrieb die Mutter «Frohe Weihnachten, Baby». Edward Snowden kommentierte die Geburt seines Sohnes bei Twitter mit den Worten: «Das grösste Geschenk ist die Liebe, die wir teilen».
Sein Anwalt sagte am Samstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax, Mutter und Sohn erfreuten sich ausgezeichneter Gesundheit. Und die politische Brisanz? Das Kind erhält automatisch die russische Staatsbürgerschaft. Russland gewährt Snowden und seiner Frau Asyl.
Lindsay Mills war bereits Snowdens Partnerin in den USA, wo sie in Hawai lebten. Sie ist ihm später nach Moskau gefolgt, wo die beiden geheiratet haben.
Das Paar will aber nicht riskieren, von ihrem Sohn getrennt zu werden. Die Eltern bemühen sich deshalb um die russische Staatsbürgerschaft. Dies hatte der von den USA Gesuchte bereits im Herbst klargemacht. Ihre amerikanische Staatsbürgerschaft wollten die Verfolgten nicht aufgeben.
Der 37-jährige Snowden hatte 2013 Dokumente zu Ausspäh-Aktivitäten des US-Abhördienstes NSA und seines britischen Gegenparts GCHQ an Journalisten weitergegeben. Die Enthüllungen des ehemaligen Agenten geben Einblick in das Ausmass der streng geheimen weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten. Snowden übermittelte seine Informationen an die Filmemacherin Laura Poitras und den «Guardian»-Journalisten Glenn Greenwald.
Der «Verräter» wurde für seine Enthüllungen schon mehrfach von NGOs ausgezeichnet. Das FBI erwirkte 2013 aber einen Haftbefehl gegen Snowden. Auf der Flucht über Hongkong wollte er nach eigenen Angaben nach Ecuador, strandete aber in Moskau am Flughafen, nachdem die US-Regierung seinen Reisepass annulliert hatte. Seither lebt er in einer Dreizimmerwohnung in Moskau.
Bereits 2015 empfahl das Europäische Parlament den Mitgliedstaaten, alle Vorwürfe gegen Snowden fallen zu lassen und ihm als Menschenrechtler Schutz zu gewähren.
Edward Snowden ist nicht zu verwechseln mit Julian Assange. Dieser war ein investigativer Journalist aus Australien. Sein Hacken geheimer Dokumente in den Computern der US-Streitkräfte und Behörden hatte zur Gründung von WikiLeaks geführt.