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Donnerstag
13.12.2012

«Pour la presse de qualité, maintenons la CCT, résilier c`est aggresser» - so der Sprechchor der Journalisten, die am Dienstag in der Romandie gegen die Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) durch den Verlegerverband Médias Suisses protestierten. Der Verlegerverband hat gemäss Impressum «erstaunt» auf die Aktionen reagiert: «Wir hatten der Präsidentin und dem Zentralsektretär angekündigt, dass etwas passieren würde, sie haben es nicht geglaubt.»

Allein in Genf waren nach Informationen des Berufsverbandes mehr als 100 Journalisten beteiligt, um vor dem Sitz von «Le Temps» zu protestieren und der Westschweizer Verlegerpräsidentin Valérie Boagno ein Protestschreiben zu überreichen, während in Lausanne schätzungsweise 70 Personen vor dem Edipresse-Gebäude zusammenkamen.

Doch nicht nur in Genf und Lausanne, auch in weiteren Orten gab es Protestaktionen: «In Fribourg bei `La Libérte` hat die ganze Redaktion der Direktion einen Korb mit M-Budget-Produkten übergeben und damit betont, dass Qualitätsarbeit nicht zu Budgetpreisen zu haben ist», hiess es am Mittwoch vonseiten Impressum. Zu Arbeitsniederlegungen sei es in Neuchâtel auf der Redaktion von «Impartial & Express», in Sion beim «Nouvelliste», in Nyon bei «La Côte» und beim Genfer «Courrier» gekommen.

Die Kollegen, so der Berufsverband, seien empört, aufgebracht und besorgt, denn sie befürchteten eine ähnliche Situation wie in der Deutschschweiz. Eine Antwort von Médias Suisses erwarte man nächste Woche - sollte sie negativ ausfallen, wolle man mit «den Betroffenen zusammen einen Aktionsplan beschliessen», so Impressum.

«Wir gehen davon aus, dass die Kündigung ein Angriff auf die Mindestlöhne ist», sagte Syndicom-Zentralsekretärin Stephanie Vonarburg auf Nachfrage des Klein Reports. Dies sei auch so durchgesickert. «Die primäre Forderung ist, dass die Verleger die Kündigung zurückziehen, um anschliessend im kommenden Jahr über allfällige Probleme in der Umsetzung des GAV Gespräche und Neuverhandlungen zu führen», so die Position von Syndicom, die auch der von Impressum entspricht.

Zum Argument der Verlegerseite, die wirtschaftliche Situation zwinge zu Anpassungen des GAV, meinte Vonarburg: «Für ein paar kleinere Verlage mag das durchaus ein Argument sein, über das man diskutieren kann. Man muss aber sehen, dass der aktuelle GAV für genau solche Situationen eine Art `Krisenartikel` vorsieht, der es einzelnen Verlegern erlaubt, mit dem Einverständnis der Angestellten und der Gewerkschaften vorübergehend unter die Mindestlöhne zu gehen.»

Für Grossverlage wie Tamedia und Ringier sehe es jedoch anders aus: «Hier ist unsere Erwartung, dass die Renditevorgaben angepasst werden. Vorgaben wie zum Beispiel 15 Prozent bei Tamedia sind für Medien heute schlicht unverschämt. Die Medienverlage müssen die Gewinnerwartungsschraube ein bisschen lockern», so Vonarburg gegenüber dem Klein Report.

Eine Forderung der Syndicom betrifft auch Impressum: «Wir wollen mit in die Vertragspartnerschaft», betonte die Zentralsekretärin. Mittlerweile sei die Mediengewerkschaft auch in der Romandie repräsentativ geworden, allein durch die Anzahl der Mitglieder. «Wir haben inzwischen rund 250 journalistisch tätige Mitglieder in der Westschweiz.»