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Mittwoch
27.03.2013

Der Name des Velorennfahrers, der in der neuen Werbekampagne der «Berner Zeitung» mit dem Schlagwort «Fixerstübli» als Dopingsünder gebrandmarkt wird, ist inzwischen bekannt. Es handelt sich um den Schweizer Fahrer Andreas Dietziker aus Aadorf. «Ausgerechnet ein Fahrer, der nie etwas mit Doping am Hut hatte», erklärt Luca Prota empört gegenüber dem Klein Report, der bereits am 20. März über die Kampagne berichtet hat. Der Vizepräsident des Cancellara4ever-Fanclubs hat den Fall Ende letzter Woche ins Rollen gebracht.

Bald stellte sich heraus, dass das Foto ohne Einverständnis des gross abgebildeten Velorennfahrers für die Fixerstübli-Kampagne verwendet wurde. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der missbrauchte Ex-Profi derzeit weitgehend bedeckt hält und lieber nicht an die Öffentlichkeit treten möchte. Gemäss «Blick» liess der 30-jährige Bauzeichner verlauten, jemand von der BZ habe sich bei ihm gemeldet und sich mündlich entschuldigt sowie versprochen, das Inserat sofort zurückzuziehen. Damit sei die Sache für ihn erledigt.

Unter den Schweizer Velofans, die um den Ruf ihrer geliebten Sportart fürchten, erntet diese Erklärung allerdings mehrheitlich Kopfschütteln. Fest steht: Das Foto auf dem BZ-Plakat stammt von einer Tour de Romandie in den letzten drei bis fünf Jahren. Darüber, dass der Fahrer nichts von seiner «Ehre» wusste, als Dopingsünder-Aushängeschild hinhalten zu müssen, ist Luca Prota gar nicht überrascht: «Es ist sicher kein Zufall, dass Andreas Dietziker vom anderen Ende der Schweiz stammt - aus einer Region, wo keine BZ-Plakate hängen. Ohne unsere Initiative hätte er wohl nie von diesem Skandal erfahren.»

Zudem müsse den Machern der Kampagne sehr wohl klar gewesen sein, dass das Fixerstübli-Plakat ein heisser Lauf ist. Prota: «Das ergibt sich allein schon aus dem Umstand, dass das Foto verfremdet wurde - Teile des Trikots und die Brille wurden am Computer umgefärbt.»

Prota und seine Mitstreiter aus der Schweizer Veloszene können nicht verstehen, warum sich der ehemalige Profifahrer mit einer simplen mündlichen Entschuldigung zufrieden gibt. «Man muss sich vor Augen halten, dass dieser Fahrer - der selber nie Probleme mit Doping hatte - auf Anzeigen und auf riesigen Plakaten im ganzen Raum Bern mit seinem Foto als Dopingsünder gebrandmarkt wird. Wohlgemerkt im Rahmen einer Werbekampagne, also zu rein kommerziellen Zwecken! Und dafür wurde er noch nicht einmal entschädigt. Wir sind in der Tat irritiert, warum er sich das einfach so gefallen lässt.»

Schliesslich habe sogar das Schweizer Radsport-Ass Fabian Cancellara sehr deutlich auf die BZ-Kampagne reagiert. Zitat Cancellara auf «Blick Online»: «Das ist eine beschämende Kampagne. Velofahren ist kein Verbrechen!»

Trotz des angekündigten Rückzugs der Anzeigen und Plakate ist Luca Prota von der BZ enttäuscht: «Eine Entschuldigung der `Berner Zeitung` bei der grossen Schweizer Velogemeinde steht noch immer aus!»