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Sonntag
10.11.2002

Nach dem Tod von «Spiegel»-Herausgeber und -Gründer Rudolf Augstein will «Spiegel»-Chefredaktor Stefan Aust nicht wie erwartet dessen Nachfolge antreten. «Die Schuhe sind zu gross», schreibt Aust in der «Hausmitteilung» der neuen Ausgabe des Nachrichtenmagazins. «Nach ihm kann und wird es keinen Herausgeber geben, der diesen Titel verdient», schreibt Aust weiter. So werde Rudolf Augstein auch weiterhin die Richtlinien vorgeben: «Tot und doch lebendig.» Auch die «Spiegel»-Mitarbeiter überlegen, ob die Position künftig eingespart werden soll. «Einen Frühstücksdirektor wollen wir nicht», sagte der Geschäftsführer der Mitarbeiter KG, Thomas Darnstädt, der Zeitung «Bild am Sonntag». Deshalb sei es völlig offen, ob der «Spiegel» künftig einen, keinen oder mehrere Herausgeber haben werde. Der Mitarbeiter KG gehören 50 Prozent des Verlags. Bis die Frage der Nachfolge geklärt ist, werden Chefredaktor Aust und Geschäftsführer Karl Dietrich Seikel die Funktion wahrnehmen.

Die Aktien-Anteile von Rudolf Augstein in Höhe von 25 Prozent werden ungeteilt an die Erbengemeinschaft der vier Augstein-Kinder übertragen. Ein Prozent davon müssen die Kinder innerhalb von fünf bis sechs Monaten abgeben. Für diesen Anteil haben die beiden anderen Gesellschafter des Spiegel-Verlags, die Mitarbeiter KG und der Verlag Gruner + Jahr, ein Vorerwerbsrecht. Wird dieses Recht von beiden zu je 0,5 Prozent wahrgenommen, hielte die Mitarbeiter KG künftig 50,5 Prozent der Anteile und könnte die Geschicke des Verlags massgeblich bestimmen. Gruner + Jahr hätte dann 25,5 Prozent und für die Erbengemeinschaft blieben 24 Prozent. Die Augstein-Kinder würden damit die Sperrminorität von 25 Prozent, die ihr Vater innehatte, verlieren.