Seit Beginn des Milliardenpokers um das insovente Kirch-Imperium mischt der US-Milliardär Haim Saban mit. Doch über Monate hatte sich Saban nicht in die Karten gucken lassen. Erst ganz am Ende zeigte er sein Blatt - und stach den lange als Sieger des Milliardenspiels geltenden Hamburger Verleger Heinrich Bauer aus. Wer ist dieser vom «Handelsblatt» als «König Midas der Medienwelt» betitelte Saban eigentlich? Als jüdischer Sohn eines Kaufmanns und einer Näherin in Ägypten und Israel aufgewachsen, startete Saban seine Karriere als Konzertagent. Später zog er nach Paris und produzierte Musik, bevor er sich 1983 in Los Angeles niederliess, um Musik für Zeichentrickfilme und Kinder-Fernsehsendungen zu schreiben.
Wegweisend für seinen kometenhaften Aufstieg in die oberste Liga der Medienwelt war die Begegnung mit Medienmogul Rupert Murdoch. 1995 gründet er mit dessen News Corp ein Gemeinschaftsunternehmen: Fox Kids TV Worldwide. Es wurde 2001 für 5,3 Milliarden Dollar an den Disney-Konzern verkauft. Davon gingen 1,4 Milliarden Dollar an Saban - das nötige Geld für den Kauf der KirchMedia. Seither sucht Saban nach neuen Investitionschancen. Er galt auch lange als Interessent an der Muppets-Tochter Jim Henson, die weiterhin zum angeschlagenen Rechtemakler EM.TV gehört.
Saban, im übrigen ein Freund und Nachbar von Thomas Gottschalk in Malibu, gilt als grosszügiger Spender für die Demokratische Partei. Seine von ihm und Ehefrau Cherryl ausgerichteten Partys für den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton sind legendär. Saban glänzt durch ein untrügliches Gefühl für Timing und vorzügliches Verhandlungsgeschick. Dies hat ihm auch bei seinem nun bevorstehenden Einstieg in den deutschen Fernsehmarkt geholfen: Während der Bauer-Verlag in den letzten Monaten hart verhandelte, hielt sich Sadan im Hintergrund. An der Absicht jedoch, das insolvente KirchImperium zu übernehmen, liess der 58-Jährige nie Zweifel. In einem Interview mit dem «Spiegel» machte er sich sogar über seinen Konkurrenten Bauer lustig: «Stellen Sie sich bloss mal vor, eine Bauer-Delegation würde in Hollywood über Filmrechte verhandeln. Vergessen Sie es.»
Der Vater von zwei Kindern hat vor, «nur begrenzt Einfluss zu nehmen» und «ein unabhängiges, deutsches Management frei entscheiden zu lassen», schreibt Spiegel online. «Und so sehr ich München und einen guten Schweinebraten schätze - ich werde auch nicht nach Bayern ziehen», behauptet Saban, der nach eigenen Angaben jahrelang ein Büro in Köln gehabt und «zeitweise fast 70 Prozent der Kinderprogramme von RTL zugeliefert» sowie mit ARD und ZDF zusammengearbeitet habe. Und augenzwinkernd kündigte er für den Fall eines Vertragsabschlusses gleich noch eine Offensive bei den beliebtesten deutschen Fernsehstars an: Günther Jauch wäre eine «tolle Verstärkung» und vielleicht liesse sich auch sein Freund Gottschalk zum Wechsel samt «Wetten, dass...?» überreden...
Mittwoch
12.03.2003