Fantastischer zweiter Abfahrtstag am Samstag am Lauberhorn in Wengen. Der einheimische Beat Feuz muss nur dem Ösi-Star Vincent Kriechmayer den Vortritt lassen, der wegen Quarantäne gar keine Trainings bestritt – was eigentlich verboten ist. Glänzender Vierter wurde Marco Odermatt.
Aus Wengen berichtet zum 40. Mal André Häfliger. Der Star-Reporter ist für den Klein Report auf der Piste und im Ziel vor Ort.
Der Weltverband FIS brach alle Regeln und erlaubte Kriechmayer den Start trotzdem. Beat Feuz ganz fair: «Das ist hart, aber ich habe es zu akzeptieren.» Sieger Kriechmayer: «Mein Lauf war perfekt. Ich freue mich trotz allem über meinen ersten Triumph am legendären Lauberhorn. Dankeschön an alle, die mich unterstützt haben und grosses Kompliment an die Veranstalter dieser grossartigen und unvergesslichen Skirennen, bravo!»
Grossartig geht es auch am Rande des Weltklasse-Sports zu und her. Zum Beispiel an der hochkarätigen Runde in der «Schönegg», wo Ex-Skirennfahrer René Berthod 26 Jahre lang Pächter war.
Er traf neben Altbundesrat Adolf Ogi auch den «Swiss Ski»-Direktor Bernhard Aregger und dessen einstigen Vorgänger Josef Zenhäusern. Es wird heftig gefachsimpelt. «Marco Odermatt ist ein Ski-Juwel», sagt René Berthod. «Er fährt immer am Limit. Kaum vorstellbar, was passiert, sollte er mal stürzen.»
Er habe immer 100 Paar Ski (!) dabei. Wer sagt, welcher Ski er nehmen soll? «Der Servicemann», so René Berthod zum Klein Report: «Bei uns war das noch anders, wir haben das jeweils mit dem Servicemann besprochen.»
Beat Feuz sagt: «Über Ski diskutiere ich nie!» Genauso bei Ramon Zenhäusern. Altbundesrat Adolf Ogi fährt seit Jahrzehnten nur Völkl Ski. Auch, als er mal mit Bundesrätin Ruth Metzler das Lauberhorn runterfuhr. Im Ziel wurde Metzler gefragt, wie Ogi denn fahre. «Etwas breit», habe die Magistratin lächelnd gesagt. Und Josef Zenhäusern habe mal im Ziel die Skikante von Rennfahrer Steve Locher berührt: «Ich habe mir die Hand ordentlich verbrannt!»
Wengen-Stammgast Karl Schranz gehörte zu den grossen Abwesenden. «Karl der Grosse, wo in aller Welt bist du?», wollte André Häfliger von ihm am Telefon wissen. Er habe leider keine Einladung mehr erhalten, sagte er mit trauriger Stimme. «Ich vermisse Euch, ich vermisse Wengen!»
Auch nicht im Zielraum willkommen war Lauberhorn-Legende Fredy Fuchs. Josef Zenhäusern hatte ein Einsehen, machte mit Fuchs einen Rundgang – bevor der sich wieder ins Dorf zurückzog und das Rennen in einem Café auf dem Handy verfolgte.
Vor dem Rennen gabs übrigens noch die Schweizer Hymne und die sechs Jets der 1000 Kilometer schnellen Patrouille Swiss von Kommandant Nils Hämmerli. Über 400 Armeeangehörige standen in Adelboden und Wengen im Einsatz. Departementschefin Viola Amherd aber sagte aus «Angst und Respekt vor Corona» kurzfristig noch ab.
Wie immer im Hintergrund hielt sich der OK-Chef Urs Näpflin. In einem Interview sagte er, dass er «nicht mehr ewig» im Amt bleiben werde. In der Tat wird bereits heftig nach einem Nachfolger gesucht.
In der Poleposition: Urs Kessler, Chef der Jungfraubahnen, sowie Andreas Rickenbacher, Vize-OK-Präsident Lauberhorn und ehemaliger Berner Regierungsrat. Oder vielleicht eine Frau? Dann Ruth Wipfli-Steinegger, Vize-Präsidentin Swiss Tennis und Swiss Olympics sowie Ehefrau des Urner FDP-Doyen Franz Steinegger.