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Freitag
28.01.2011

Nach dem medialen Aufruhr rund um die stockenden Verkaufszahlen der Villen im Ferienressort Andermatt verwirren die Public-Relations-Massnahmen von Samih Sawiris und seinem Beraterteam. Der ägyptische Investor musste die von ihm verbreiteten Halbwahrheiten bereits verkaufter Immobilien zurückfahren, nachdem der «Tages-Anzeiger» am 22. Januar unter dem Titel «Sawiris braucht eine frohe Botschaft» die kleine Anzahl verkaufter Immobilien publik machte. Denn die sind einiges tiefer, als die noch im Herbst publizierten Einheiten, da unter dem Begriff «verkauft» auch jene Anfragen subsumiert wurden, die lediglich im Status reserviert sind.

Am Mittwoch machte der Tourismusmogul an einer Medienkonferenz in Zürich im Zunfthaus zur Zimmerleuten gute Stimmung und präsentierte die angeblich wahren Zahlen. Im Vorfeld wollten Sawiris und sein Team zu den vom «Tages-Anzeiger» schriftlich eingereichten Fragen keine Stellung nehmen, hingegen wurden nach der Veröffentlichung des ersten Artikels flugs sämtliche Verkaufs- und Reservationsangaben zu den Hotelappartements und Ferienwohnungen vom Netz genommen. Vor der Pressekonferenz wurden dann die tieferen, revidierten Zahlen ins Internet gestellt.

So weit, so offen. Wenig erstaunlich ist, was dem Klein Report nun erneut zugetragen wurde. Denn noch weitere Geheimnisse schlummern in der ägyptischen Goldgrube: Zuverlässige Quellen berichten, dass beim Tamedia-Konzern «von oben herab» eine Weisung an verschiedene Journalisten des Hauses gesendet worden war. Im Anschluss an die Medienkoferenz vom Mittwoch sei ein privates Gespräch zwischen Sawiris und ihnen engfädelt worden - «off-the-record». Welche Deals oder Absprachen die betreffenden Akteure bei dieser klandestinen Unterredung mit auf den Weg bekommen haben, ist (noch) nicht genau bekannt.

Auf Anfrage des Klein Reports am Donnerstag bestätigte Christoph Zimmer, Leiter Tamedia-Unternehmenskommunikation: «Ja, am Mittwoch hat ein Gespräch mit Redaktoren des `Tages-Anzeigers` und `tagesanzeiger.ch` stattgefunden.» Welche Journalisten namentlich anwesend waren, wollte Zimmer jedoch nicht sagen.

«Es liegt in der Natur eines Off-the-Record-Gesprächs, dass der Inhalt vertraulich ist», so der Tamedia- Kommunikationschef zurückhaltend. Im Übrigen gehörten solche «Hintergrundsgespräche» zum normalen Tagesgeschäft jeder grösseren Redaktion, versuchte Zimmer zu beschwichtigen. Ja schon, fügt der Klein Report an, aber nicht im Nachgang von Publikationen. Oder aber dann, wenn Druck auf die Redaktionen gemacht wird.

Die Nachzugsgeschichte des «Tages-Anzeigers» war dann sachlich, aber zwischen den Zeilen hartnäckig. Sawiris sei an der Pressekonferenz gefragt worden, «ob er nicht beunruhigt sei über die schwache Nachfrage nach den Wohnungen in den beiden Häusern, die am 8. Oktober in den Verkauf gelangten.» Denn von den 20 Objekten seien bisher nur 3 reserviert worden. «Die Antwort des Unternehmers war bezeichnend für seinen ansteckenden Optimismus», heisst es im Artikel. Er selber gehe davon aus, dass sich das Projekt «Andermatt» in den nächsten Jahren prächtig entwickeln werde. Dies führe automatisch zu einer Preissteigerung der Wohnungen. Sawiris: «Was heute nicht verkauft ist, wird morgen zu höheren Preisen verkauft.»

Das wird sich der Tamedia-Verlag wohl zu eigen gemacht haben, vor allem im Hinblick auf kommende Inserate des Ägypters.