Der Schweizer Presserat führt ab 2026 eine Gebühr für Beschwerden ein – nach einem progressiven Prinzip. 100 Franken für die erste Beschwerde, 200 für die zweite, 500 für die dritte, ab der vierten 1'000 Franken pro Jahr und Person.
Begründet wird der Schritt mit steigenden Fallzahlen und begrenzten Ressourcen.
177 Beschwerden im Jahr 2025 seien ein Rekord, viele davon inhaltlich schwach, heisst es von Seiten des Presserats. Man wünsche sich «weniger, aber bessere Beschwerden».
Doch genau hier beginnt das Problem: Künftig entscheidet nicht mehr allein die Substanz einer Beschwerde, sondern zunehmend auch die finanzielle Belastbarkeit der Beschwerdeführer.
Das Gebührenmodell trifft nicht alle gleich. Einzelpersonen, die sich wiederholt kritisch mit Medien auseinandersetzen, werden rasch zur Kasse gebeten.
Organisationen und anwaltlich vertretene Personen hingegen zahlen weiterhin pauschal 1'000 Franken – unabhängig von der Anzahl Eingaben. Wer über Mittel und Strukturen verfügt, bleibt beweglich. Wer nicht, wird abgeschreckt.
Besonders brisant: Erstmals wird bereits die erste Beschwerde kostenpflichtig. Das ist kein marginaler Schritt, sondern ein Paradigmenwechsel. Kritik wird zur Dienstleistung mit Eintrittspreis.
Ausgerechnet in dem Moment, in dem das Parlament den Wert der journalistischen Selbstregulierung anerkennt, erhöht der Presserat die Zugangshürde zur medienethischen Kontrolle. Das entlastet die Institution – schwächt aber potenziell die Vielfalt der Kritik.
Die Frage für den Klein Report: Fördert der Presserat so bessere Beschwerden?




