Der Ausdruck «Hub» macht im Hause Ringier gerade die Runde.
Der Schweizer Zeitungs- und Zeitschriftenverlag, der unter anderem den «Blick», die «Schweizer Illustrierte», die «Handelszeitung», «Bilanz» und «GlücksPost» herausgibt, ist dabei, unter der Regie von CEO Marc Walder und Head Media Ringier AG und CEO Ringier Medien Schweiz Ladina Heimgartner den Journalismus neu zu erfinden – oder ihn zu beerdigen. Wie kritische Beobachter befürchten.
Beim «Hub»-Konzept (Hub = Nabe, Zentrum) handelt es sich um eine redaktionsübergreifende Zentralisierung der Abläufe. Künftig werden die einzelnen Ringier-Titel alle aus verschiedenen Hubs (Produktions-Hub, Korrektur-Hub, Content-Hub) gespeist. Oder mit anderen Worten: Wenn die «Schweizer Illustrierte» ein Layout braucht, erhält sie dieses ebenso aus der Zentrale wie den Inhalt des entsprechenden Artikels oder das dazugehörige Foto.
Hinter vorgehaltener Hand sprechen langjährige Leistungsträger des Verlags bereits spassig von einer zentralistischen Planungsdiktatur, wie sie in der Sowjetunion in den 1950er-Jahren installiert worden ist – und von einem möglichen Copy-Paste-Journalismus.
Die ausführenden Personen in dieser Umstrukturierung sind fast ausnahmslos Frauen: beispielsweise Sandra Fröhlich und Conny Tovar, als Leiterinnen Media Creation, oder Steffi Buchli, als Chief Content Officer Ringier Medien Schweiz.
Die englischen Bezeichnungen der Titularinnen machen deutlich: Ringier meint es ernst – und will das Geschäft auf allen Stufen optimieren. Dies führt nicht nur zu einer erheblichen Mitarbeitenden-Fluktuation und zur Trennung von diversen altbewährten Kräften, sondern zu teilweise grotesken Auswirkungen.
So raunt man sich beispielsweise im altehrwürdigen Gasthof «Zum Brunnen» im bernischen Fraubrunnen eine amüsante Geschichte zu. Adolf Ogi, berühmtester Bewohner der Gemeinde, soll sich darüber beschwert haben, dass die «Schweizer Illustrierte» neuerdings erst am Montag (drei Tage nach Erscheinungsdatum) in seinem Briefkasten liege.
Grund: Die Zeitschrift wird aus Spargründen als B-Post verschickt. Ähnliche Hiobsbotschaften dringen aus anderen peripheren Lesergebieten in die Ringier-Zentrale an der Dufourstrasse in Zürich vor.
Im Fall des ehmaligen Bundesrates ist man sich des Ernstes der Lage aber offenbar bewusst. So wird eine leitende Angestellte damit beauftragt, jeweils am Freitag ein Couvert mit der aktuellen «Schweizer Illustrierten» zu füllen – und sie A-Post nach Fraubrunnen zu verschicken. Damit immerhin dort die Kirche im Dorf bleibt.