Ein Scharmützel zwischen «Schweiz am Sonntag»-Chefredaktor Patrik Müller und «Weltwoche»-Kolumnist Kurt W. Zimmermann hat in den letzten Wochen für reges Gezwitscher im Netz geführt.
Müller hatte Mitte Dezember über den Kurznachrichtendienst Twitter eine Kolumne von Zimmermann verbreitet, der «Weltwoche»-Journalist wollte das mit Verweis auf das Urheberrecht nicht hinnehmen.
Vergangene Woche legte Zimmermann nochmals mit einer Kolumne in der «Weltwoche» nach und holte «zu einem grundsätzlichen Rundumschlag gegen jüngere Journalisten» aus, die mutwillig eine der grossen Errungenschaften unserer Zivilisation zerstören würden, wie es darin heisst. Es ist der bisherige Schlusspunkt einer Diskussion, von der «Weltwoche»-Hausanwalt Martin Wagner hofft, dass sie nachwirken wird.
Den Disput begann Zimmermann auf Twitter mit der Nachricht: «Mir ist wichtig, dass meine Texte nicht freigeschaltet sind. Mein Copyright. Dann twitterst Du sie durch die Welt. No good». Müller reagierte daraufhin erst einmal salopp mit «That`s Twitter. Welcome.».
Für Zimmermann war das Grund genug, den Hausanwalt Wagner einzuschalten. «Nach meiner Mail mit dem Hinweis, dass es sich um `unerlaubte Zugänglichmachung` handelt, dauerte es keine halbe Stunde, bis die Kolumne entfernt wurde», sagte Wagner am Montag dem Klein Report. «Das ging anstandslos, es war ja auch keine böse Absicht dahinter, Müller sah es als Werbung für die Kolumne.»
Zimmermann zwitscherte daraufhin: «Mein Anwalt hat es durchgesetzt: Patrik Müller kann keine meiner `Weltwoche`-Kolumnen mehr auf Twitter stellen. Es lebe das geistige Eigentum.» Das Verständnis auf Twitter hielt sich allerdings in Grenzen. Die Antworten reichten von «Mal je blöde Frage: warum schreibst Du, wenn Du nicht gelesen werden willst?» bis zu «Schade. Weniger Werbung für Sie und die WeWo, weniger Leser Ihrer Kolumnen...».
Für diese Sichtweise fand Zimmermann in seiner letzten Kolumne denn auch deutliche Worte. Das Internet habe «gegenüber dem Individuum eine enorme Vernichtungskraft» und Twitter verführe «zur Hehlerei», heisst es. Junge Journalisten würden heute nichts mehr dabei finden, unablässig zu stehlen, abzukupfern und zu plündern.
Auch Martin Wagner zeigt für die Reaktionen im Kurznachrichtendienst wenig Verständnis, er formuliert es allerdings weniger harsch. «Mit dieser Argumentation könnte man jeden fremden Artikel veröffentlichen», sagte er. «Gerade bei dieser Kolumne sieht man aber auf den ersten Blick, dass der Text nicht allgemein zugänglich war, sondern hinter einer Paywall der zahlenden Kundschaft vorbehalten war.»
Wagner nimmt sich aber auch die Nutzer der sozialen Netzwerke vor. «Die Internet-Community ist so verwöhnt, dass sie der Meinung ist, es sei alles gratis», sagte er. «Das wird aber noch ein böses Erwachen geben.»
Er glaubt, dass die sozialen Netzwerke in näherer Zukunft nachziehen werden, allerdings auf Druck der USA, wo die Unternehmen beheimatet sind. «Es braucht Dienste, mit denen Urheberrechtsverletzungen besser festgestellt, schneller verfolgt und einfacher geahndet werden können», so Wagner.
In der Schweiz seien Lehre und Forschung sowie die Gerichte gefordert, sagte Wagner. «Es ist wichtig, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Es ist nach dieser Debatte zu hoffen und zu erwarten, dass in Zukunft im Umgang mit Artikeln mehr Rücksichtnahme gezeigt wird.»