Die Demonstration «Hooligans gegen Salafisten» (HoGeSa) hat in Deutschland für etlichen Medienwirbel gesorgt: Am 26. Oktober versammelten sich 3000 Menschen in der Kölner Innenstadt, um gegen «Salafistenschweine» zu demonstrieren. Viele bekannte Neonazis befanden sich in der Menge. Es kam zum Zusammenstoss mit der Polizei, wobei 44 Polizisten verletzt wurden.
Nicht nur Anwohner in Köln, welche die Demonstration miterlebten, sondern auch der Verfassungsschutz äusserten ihre Besorgnis. Auch darum, weil in Hannover eine weitere HoGeSa-Demonstration angekündigt wurde.
Eine, die sich nicht um die Kritik schert und den Aufmarsch der Hooligans ausdrücklich begrüsst, ist Tatjana Festerling, Politikerin bei der Rechtsaussenpartei Alternative für Deutschland (AfD). Sie spielt die Ausschreitungen in Köln herunter und schreibt in einem Beitrag auf der Webseite Journalistenwatch.com, dass sie sogar den Hut vor den Hooligans ziehe.
Tatjana Festerling hat nun in der aktuellen Ausgabe der «Weltwoche» eine Plattform erhalten, ihre Meinung zu verbreiten. Ein Kommentar von Thomas Leuzinger.
Die Parolen seien nicht originell gewesen, schrieb Festerling nach der gewaltsamen Demo in Köln in ihrem Artikel auf der Seite Journalistenwatch: «aber schnell zu merken und in keinster Weise rassistisch, rechtsextrem oder Gewalt auffordernd». Als Beispiel nennt sie den Spruch «Wir wollen keine - Salafistenschweine!». Die Sprüche hätten sich nur gegen «Koranverteiler und Kopfabschneider» und «radikalisierte Surensöhne» gerichtet, aber nie gegen den Islam, verniedlicht sie die Hetze.
Festerling schmeisst mit Vorurteilen und Pauschalisierungen nur so um sich. Dies wird vielleicht deutlicher, wenn man bei «Salafistenschweine» mal die Religionen durchdeklinieren würde.
Ihre einzige Kritik gilt den Rednern der Demo: «Bloss kein Politikergequatsche, sondern den gesunden, patriotischen Verstand sprechen lassen, am besten durch eine charismatische Persönlichkeit, die für ein Ziel, eine Vision, ein Leitbild steht.»
Selbst der AfD waren die Äusserungen zu hart, weshalb sie über einen Parteiausschluss von Festerling beraten und der Parteichef seinen Mitgliedern verboten hat, an HoGeSa-Demonstrationen teilzunehmen.
Die (selbst ernannte) Kommunikationsexpertin (Bootsmann Consulting) hat in Deutschland in ein Wespennest gestochen, sodass sie sich bereits mehrmals gezwungen sah, ihre Äusserungen zu erklären und sich von Rechtsradikalen abzugrenzen.
Während sich bei den Medien im Nachbarland das Verständnis für den Aufmarsch der Hooligans in sehr engen Grenzen hält, hat sich eine Schweizer Publikation dem Thema angenommen und Festerling eine Plattform für Erklärungen geboten. Es ist eine Publikation, die sich sonst eher durch harsche Kritik an der gesamten Hooliganszene auszeichnet: Die «Weltwoche».
Im Schweizer Magazin hat sich Festerling etwas zurückgenommen. Als verkorkste Antwort auf den Vorwurf, sie hätte mit Nazis und Rechtsextremen zu tun, meint sie: «Ich erkläre mich uneingeschränkt solidarisch mit Israel» und verweist auf ihre Auslandreisen. Zugleich beschwert sie sich: «Mein privates, berufliches und politisches Wirken wird von eifrigen Denunzianten untersucht, skandalisiert und in diskreditierende Massnahmen umgesetzt.»
Chefredaktor Roger Köppel scheint von der harschen Kritik an Festerling aus allen Lagern unbeeindruckt. Es stellt sich die Frage: Wieso gibt er ihr überhaupt Platz? Haben Köppel und die «Weltwoche» diese plumpe Provokation wirklich nötig?