«Wenn Engel feiern, lacht der Himmel». So (oder ähnlich) lautet ein bekanntes Sprichwort. Roger Köppel durfte am traditionellen Sommerfest der «Weltwoche» auf jeden Fall die Gunst von Petrus für sich in Anspruch nehmen.
Die 100 Gäste im Aussenbereich des Restaurants «Terrasse» beim Zürcher Bellevue freuten sich über einen trockenen und lauen Sommerabend.
Und Köppel freute sich über den Kommentar in der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Mittwoch. In seiner Rede knöpfte er sich den (nicht anwesenden) NZZ-Chefredaktor Eric Gujer vor. In dessen Blatt war Köppel der USA-Skepsis und Russland-Nähe bezichtigt worden.
Was sicher nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist, lieferte Köppel mit Verweis auf das Titelbild der neuen «Weltwoche»-Ausgabe («Die unverzichtbaren Staaten von Amerika») die perfekte Pointe.
Ansonsten war vom alt SVP-Nationalrat nicht viel Neues zu hören: Ein Hoch auf die Neutralität, ein Abgesang auf die EU und die standardisierte Schelte an alle «Mainstream-Medien». Resonanz: Warmer Applaus und solidarisches Kopfnicken von seinen Freunden!
So oder so: Beeindruckend war die Gästeschar, die zum Anlass strömte – die das rot-grüne Herz von Zürich im Garten von Rudi Bindella für ein paar Stunden zum bürgerlichen Reduit machte. FDP-Stadtrat Filippo Leutengger markierte politisch gesehen schon fast den linken Flügel am «Sommerfest der guten Laune», wie der Anlass in der Einladung betitelt war. «21. August 2024, ab 18 Uhr in Rudi Bindellas Restaurant 'Terrasse'».
Gastronom Bindella unterstützt das Fest mit grosszügigen Sachleistungen. Den vielen älteren Journalisten am Köppel-Fest wiederum sollte das «Terrasse» noch als sogenannter «Füdli-Schuppen» in Erinnerung sein.
«Blick»-«Chief Content Officer»-Chefin Steffi Buchli setzte immerhin mit ihrer roten Haarpracht ein stilles Zeichen für Stadtmutter Corine Mauch.
Ansonsten dominierte die Schweizerische Volkspartei mit all ihren deutschen und osteuropäischen Ausläufern. Um Patron Christoph Blocher scharten sich (unter anderem) Alfred Heer, Claudio Zanetti und Natalie Rickli. Das widersprach vielleicht etwas der Aussage in der Einladung: «Es gilt der Grundsatz: grösste Meinungsvielfalt pro Quadratzentimeter.» Aber die Linken machen es auch nicht besser, wie die Party-Späher des Klein Reports wissen.
In seiner Rede liess der «Weltwoche»-Verleger die deutsche Spitzenpolitikerin der AfD, Alice Weidel, danach zur kommenden deutschen Bundeskanzlerin ausrufen. Die Wahlschweizerin der rechtspopulistischen Partei ist seit Jahren regelmässig Stammgast an den Köppel-Festen.
Bob-Olympiasieger und Nationalratskandidat Erich Schärer prostete Verlagslegende Rolf Bollmann zu, der sich soeben von einer Netzhaut-Operation erholt hat. Freddy Burger und Ehefrau Isabella waren da, ex-Mister-Schweiz und alt Biobauer Renzo Blumenthal kredenzte Renzo-Bier aus dem bündnerischen Vella. Und Leichtathlet Kariem Hussein nahm gekonnt jede gesellschaftliche Hürde. Der schweizerisch-ägyptische Leichtathlet gewann 2014 im 400-Meter-Hürdenlauf bei den Europameisterschaften in Zürich.
Silvia Affolter hob die Frauenquote, liess ihren Hund Idefix aber nicht von der Leine. Während der stimmstarke St. Moritzer Gemeindepräsident Christian Jott Jenny vor allem mit seinem Handy beschäftigt war, präsentierte sich Marco Rima an der Seite seiner charmanten Ehefrau Christina in aufgeräumter Stimmung.
Und Ex-Banker Thomas Gottstein machte den Eindruck, als sei er eben von einer entspannenden Golfrunde zurückgekehrt. Gottstein war von Oktober 2015 bis Juli 2022 Mitglied der Konzernleitung der Credit Suisse und von Februar 2020 bis Juli 2022 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Credit Suisse Group. Heute läuft alles unter Sergio Ermotti.
Aus dem Journalismus erwiesen Persönlichkeiten aus (politischer) Nähe und Distanz der «Weltwoche» die Ehre (ohne Anspruch auf Vollzähligkeit): CH-Media-Chefredaktor Patrik Müller, Moderator Reto Brennwald, Radio-1-Chef Marc Jäggi (wohl als Spion von Roger Schawinski), Blocher-Biograph und Hofberichterstatter Matthias Ackeret («Ich gehöre sozusagen zur Familie»), Evergreen und ehemaliger People-Journalist Peter Rothenbühler, Buchautor Thomas Renggli und Kult-Kolumnistin Tamara Wernli.
Sie alle konnten sich davon überzeugen: Man kann von der «Weltwoche» und ihrem Chef halten, was man will. Aber ein grösseres Promi-Aufgebot trommelt niemand an einem Augustabend in Zürich zusammen. Davon war Alt-Promi-Jäger André Häfliger so perplex, dass er um ein Haar Kugelschreiber und Notizblock in der Limmat versenkt hätte.