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Mittwoch
01.03.2023

Medien / Publizistik

Unverblümtes Loblied auf eine Investment-Firma, ohne jede Deklaration als Werbung: Roger Köppfel in action. (Bild Screenshot Youtube)

Unverblümtes Loblied auf eine Investment-Firma, ohne jede Deklaration als Werbung: Roger Köppfel in action. (Bild Screenshot Youtube)

«Ich verkaufe Werbung. So läuft das Geschäft», antwortete Roger Köppel auf die Reklamation eines Users, der sich an dem Mischmasch aus Werbung und Journalismus bei «Weltwoche daily» gestört hatte.

Stein des Anstosses war die Ausgabe von Köppels Videoblog vom 23. Februar 2023. Diese leitete der SVP-Man geradeheraus mit einem Finanz-Tipp ein: «Unsicherheit im Finanzwesen. Die Ukrainekrise belastet. Inflation in den USA und in der Eurozone so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Grassierende Negativzinsen. Man fragt sich: ‚Wie schütze ich den Wert meines Geldes?‘ Eine mögliche Antwort liefert Real Unit. Gegründet vom Luzerner Privatbankier Karl Reichmuth. Mir persönlich bestens bekannt. Ein Bankier von altem, klassischem Schrot und Korn. Übrigens auch ein Bankier, der mit beiden Beinen solide auf dem Boden der schweizerischen Eidgenossenschaft steht.»

Es folgte eine Beschreibung der Anlagestrategie und der Hinweis auf die Website des Investors. «Das ist der Tipp. Das ist die Idee des Bankiers Karl Reichmuth für Ihr Geld in unsicheren Zeiten», schloss Köppel den Werbeblock.

In den Augen des Presserats ist der beanstandete Beitrag ein «gänzlich unkritischer und lobender Bericht» über die private Investmentgesellschaft Real Unit und dessen Gründer. «Der Beitrag ist stark kommerziell ausgerichtet und aufgrund der nachdrücklichen und begeisterten Beschreibung ähnlich aufbereitet wie eine Publireportage.»

Er hat also einen starken Werbeeffekt zugunsten der Firma, ist aber nicht als Werbung deklariert. Das ist das Problem. Der Beitrag ist in den «Weltwoche daily»-Videoblog integriert und gestalterisch in keiner Weise vom redaktionellen Inhalt der Sendung zu unterscheiden. «Durchschnittszuschauer erkennen nicht, dass es sich um Werbung handelt», so der Presserat.

Roger Köppel, der sich gegenüber dem Presserat nicht zur Beschwerde äusserte, hat gegen den Journalistenkodex verstossen.

Eine Untersuchung von Guido Keel von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ist kürzlich zum Schluss gekommen, dass die durchschnittliche Leserschaft selbst bei deutlich gekennzeichneten Formen von «Native Advertising» nicht realisiert, dass es sich hier um bezahlte Inhalte handelt.