Er bedeutet einen Hammerschlag im hiesigen Verlagswesen, aber er war kein Blitz aus heiterem Himmel. Ein Insider sagt gegenüber dem Klein Report, dass der Konkurs des Weltbild-Verlags absehbar war.
Noch vor einer Woche hatte Anatol Fussi, Geschäftsführer Schweiz des Weltbild-Verlags, die Mitarbeitenden per internem Schreiben beschwichtigt: Weltbild Schweiz sei bestens aufgestellt. Die Insolvenz des deutschen Mutterhauses habe keine Auswirkungen auf den Schweizer Ableger.
Ein Insider, der bis vor kurzem noch in leitender Funktion für das Unternehmen tätig war, reibt sich ob dieser Worte verständnislos die Augen. Es sei ein offenes Geheimnis gewesen, dass alle geschäftlichen und strategischen Bereiche in Deutschland zusammenliefen – und dass die operative Leitung des Schweizer Tochterzweigs faktisch aus Deutschland orchestriert wurde. Weltbild Schweiz sei nur noch eine «Vertriebsbude» gewesen, sagt der Insider.
So sei das Schweizer Fiasko, von dem 24 Filialen und 124 Mitarbeitende betroffen sind, vor allem auf das deutsche Missmanagement des Investmentkonzerns Droege Group mit Verwaltungsratspräsident Ernest-W. Droege an der Spitze zurückzuführen. Der Schweizer Teil des Unternehmens war immer ein erfolgreicher und rentabler Zweig des Konzerns.
Doch nun stehen die Mitarbeitenden vor einem Scherbenhaufen. Weil man sich nicht rechtzeitig um den Verkauf des Schweizer Zweiges gekümmert habe, unterliegt deren Schicksal ab sofort dem Konkursrichter, sagte ein Insider gegenüber dem Klein Report.
In einer Mitteilung schrieb Weltbild am Mittwoch: «Die Mitarbeitenden sind ab Donnerstag, 22. August 2024 von der Arbeit freigestellt», das Konkursamt werde sehr wahrscheinlich die Arbeitsverhältnisse per sofort auflösen. Das liege nicht mehr in der Macht der Firma Weltbild. Man solle sich danach umgehend mit dem RAV in Verbindung setzen.
«Wir werden den August-Lohn leider nicht mehr zur Auszahlung bringen können», heisst es im Schreiben schliesslich. Die offenen Lohnforderungen könnten danach via RAV oder via Konkursamt nachträglich eingefordert werden.
Dabei hatte es noch vor nicht allzu langer Zeit rosig ausgesehen. In den Spitzenzeiten machte Weltbild Schweiz 139 Millionen Franken Jahresumsatz. Und durch Corona war der Buchhandel in Schwung gekommen. Der Insider sagt: «Im Gegensatz zu den Zeitungsverlagen haben die Buchverlage Boden unter den Füssen gefunden. Die Menschen lesen wieder mehr gedruckte Bücher.»
Für die 124 Schweizer Weltbild-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter mögen diese Worte zynisch tönen. Sie stehen seit Mittwoch vor dem beruflichen Nichts.