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Montag
16.07.2018

IT / Telekom / Druck

Das Image von Facebook mag unter dem Datenskandal gelitten haben. Ausserdem machen höhere Ausgaben für die Sicherheit und die Überprüfung des Contents das Geschäftsmodell teurer. An der Börse aber werden die Akten des sozialen Netzwerks weiterhin so gehandelt, als hätte es nie einen Skandal geben.

Im Vereinigten Königreich droht Facebook die Höchststrafe: Die britische Datenschutzbehörde will den US-Konzern wegen der Weitergabe von 87 Millionen Facebook-Nutzerdaten an Cambridge Analytica bestrafen – und zwar mit 500'000 Pfund.

Bei einem Börsenwert von rund 587 Milliarden US-Dollar und angesichts der knapp 5 Milliarden Dollar, die Facebook allein im ersten Quartal des Jahres als Gewinn verbuchen konnte, sind solche Summen natürlich «Peanuts». Entsprechend unbeeindruckt zeigten sich die Investoren, als die Strafe am Mittwochabend bekannt wurde.

«Die Aktien gingen diese Woche mit einem kleinen Plus aus dem Handel. Seit Anfang Jahr haben sie sogar mehr als 14 Prozent zugelegt, ganz, als hätte es nie einen Datenskandal gegeben», schreibt die «NZZ am Sonntag» (NZZaS).

Die Zuversicht der Anleger erstaune: Denn nicht die Busse, sondern der Schluss der britischen Behörden, dass Facebook den Datenschutz «in grober Art und Weise» verletzt habe, sei wichtig. «Dies dürfte auch den Ehrgeiz anderer Behörden rund um den Globus anstacheln, die Datenkrake in die Schranken zu weisen.»

Facebook muss also mit einer zunehmenden Regulierung rechnen. Zuletzt machte der deutsche Bundesgerichtshof klar, dass zivile Gesetze auch im Cyberspace durchgesetzt werden können. Digitale Inhalte wie ein Facebook-Nutzerkonto seien genau wie ein Tagebuch vererbbar, urteilten die Richter in Karlsruhe am Donnerstag.

«Solche national unterschiedlichen Erfordernisse verteuern das Geschäftsmodell der Firma massiv. Vorbei sind die Zeiten, in denen Facebook im kalifornischen Menlo Park eine Plattform betreiben konnte, die auf der ganzen Welt gleich funktionierte und gleichen Regeln unterlag», resümiert die NZZaS.

Den zunehmenden Unkosten zum Trotz bleiben die Prognosen für Facebook allerdings rosig. BTIG Research erhöhte das Kursziel der Aktie zuletzt von 175 auf 275 Dollar und betonte dabei insbesondere das Potenzial der Facebook-Tochter Instagram mit einer Milliarde Nutzer.

Die Plattform sei «nahe dran am Heiligen Gral der Werbebranche, nämlich Inhalte und Werbebotschaften so ähnlich zu gestalten, dass das eine nicht mehr vom anderen unterschieden werden könne», heisst es in der «NZZ am Sonntag» dazu.