Payot vs. Madrigall: Die alteingesessene Buchhandlung Payot aus Lausanne hat den französischen Buchverlag Madrigall wegen angeblichen Missbrauchs relativer Marktmacht bei der Wettbewerbskommission (Weko) angezeigt.
Dem familiengeführten französischen Verlag aus Paris wird vorgeworfen, «Schweizer Buchhändler daran zu hindern, in Frankreich Bücher zum französischen Marktpreis und zu den üblichen französischen Konditionen zu beschaffen», wie die Wettbewerbshüter am Dienstag über den Fall berichten, der im vergangenen September zur Anzeige kam.
Zur Verlagsgruppe gehören unter anderem Gallimard, Flammarion und Casterman. Mit Tochterfirmen ist sie in der Schweiz, Belgien und Kanada tätig – im Verlagsgeschäft, aber auch im Gross- und Einzelhandel mit Verlags- und Medienprodukten.
Man werde nun prüfen, ob Madrigall gegenüber Payot tatsächlich über eine relative Marktmacht verfüge und ob sich das Unternehmen missbräuchlich im Sinne des Kartellgesetzes verhalten habe, heisst es vonseiten der Wettbewerbskommission.
Die sogenannte «relative Marktmacht» ist seit dem 1. Januar 2022 in Kraft. Dazu die Weko: «Als relativ marktmächtiges Unternehmen gilt ein Unternehmen, von dem andere Unternehmen beim Angebot oder bei der Nachfrage einer Ware oder Leistung in einer Weise abhängig sind, dass keine ausreichenden und zumutbaren Möglichkeiten bestehen, auf andere Unternehmen auszuweichen.»
Ein relativ marktmächtiges Unternehmen könne sich beispielsweise missbräuchlich verhalten, wenn es von ihm abhängige Unternehmen daran hindere, eine in der Schweiz und im Ausland angebotene Ware zu den im Ausland geltenden Bedingungen zu beschaffen.