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Dienstag
04.11.2003

Die Wettbewerbskommission (Weko) hat entschieden, «die Zusammenarbeit zwischen der Espace Media Groupe und der Bund Verlag AG bezüglich der Zeitung «Der Bund» vorläufig zuzulassen. Das teilte die Weko am Dienstagmorgen mit. Grundsätzlich beurteilte die Weko die Zusammenarbeit auf dem Anzeigenmarkt, das künftige gemeinsame Auftreten im Bereich Anzeigenkombination mit der «Berner Zeitung» und die Übernahme der Verwaltung und Akquisition der entsprechenden Anzeigen durch die Espace Media Groupe.

Die Weko schreibt: «Angesichts der Verluste der Bund Verlag AG und des Umstands, dass solche Zusammenarbeiten mit Vorteil zu Jahresbeginn starten, hat die Weko die Zusammenarbeit im Rahmen eines vorläufigen Vollzuges per 1. Januar 2004 zugelassen. Weitergehende Anträge hat die Weko jedoch abgelehnt, so eine vorzeitige Beteiligungsnahme und ein vorzeitiger Einsitz in den Verwaltungsrat durch die Espace Media Groupe.» Die Espace Media Groupe möchte sich mit 40% an der Bund-Verlag AG beteiligen. 40% bleiben bei der NZZ und 20% bei der PubliGroupe.

Die Tageszeitung «Der Bund» müsse sich in den kommenden Wochen für das Jahr 2004 im Werbemarkt positionieren können, sagte Patrik Ducrey von der Weko auf Anfrage. Gemäss Ducrey kann die momentan bewilligte Kooperation definitiv erlaubt oder auch wieder rückgängig gemacht werde. Möglich ist auch, dass zusätzlich die Beteiligungsnahme samt Verwaltungsrats-Einsitz erlaubt oder unter Einhaltung bestimmter Vorgaben erlaubt wird. Auch der Entscheid betreffend der 17%-Beteilung der Espace Media Groupe an der Gratiszeitung «20 Minuten» wird gegen Ende Januar fallen. «Auf dem Platz Bern können die Beteiligungen der Espace Media Groupe am Bund und '20 Minuten' nicht ganz unabhängig voneinander betrachtet werden», sagte Ducrey.

«Bund»-Chefredaktor Hanspeter Spörri ist über die vorläufige Zusage der Weko erleichtert: «Ohne diesen Entscheid wären wir völlig blockiert, und der Bund wäre in höchstem Masse gefährdet.» Er stehe hinter dem Berner Modell, auch wenn er nach wie vor skeptisch sei. Als Chefredaktor habe für ihn der Fortbestand des «Bund» höchste Priorität. Wie sich in Zukunft der Alltag auf der Redaktion gestalte, sei derzeit für ihn die grösste Unbekannte.

Auch Albert P. Stäheli, CEO Espace Media Groupe, ist zufrieden: «Die Umsetzung des Berner Modells muss unter extremem Zeitdruck stattfinden». Hätte die Weko dem Gesuch um vorzeitige (Teil-)Umsetzung nicht stattgegeben, hätte der Betrieb des «Bund» eingestellt werden müssen. Dem definitiven Entscheid der Weko - betreffend «Bund» wie «20Minuten» - schaut Stäheli gelassen und zuversichtlich entgegen.

Am 29. September 2003 hat die Weko entschieden, den Einstieg der Espace Media Groupe bei der Bund Verlag AG einer vertieften Prüfung zu unterziehen: Weko prüft Einstieg von Espace bei der Bund Verlag AG... am 22. Oktober: Kündigungen beim Bund-Verlag ausgesprochen... und am 5. Oktober: «Der Bund» vor Schliessung bei negativem Weko-Entscheid