Ein Beitrag des weissrussischen Staatsfernsehens hat dem nationalen Journalistenverband (BAJ) Betrug und illegale Finanzierung aus dem Ausland vorgeworfen. BAJ-Gründerin Zhanna Litvina wurde als selbstverliebte Verbandschefin diffamiert, die die Wahrheit vertusche und Geld veruntreue. Dabei berief sich der Sender auf «geheime Dokumente der britischen Botschaft». Sie wurden im Beitrag gezeigt, tragen aber weder Unterschriften noch offizielle Stempel. Litvina bestritt gegenüber der Menschenrechtsorganisation Report ohne Grenzen, die Dokumente je gesehen zu haben.
«Dieser einseitige Bericht nach Geheimdienst-Manier wurde produziert, um mich zu demütigen und die Organisation zu untergraben», kommentierte die BAJ-Vorsitzende. Die Anwälte ihres Verbands wollen den TV-Sender wegen Beleidigung verklagen. «Wir müssen mit weiteren Angriffen rechnen», so Litvina, Weissrussland sei ein «unberechenbares Land».
Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilte am Donnerstag die Ausstrahlung des Fernsehbeitrags. «Die Diffamierungen des Staatsfernsehens zielen auf das Zentrum des unabhängigen Journalismus in Belarus», so die Organisation. Die Arbeit des BAJ sei besonders wichtig geworden, nachdem das weissrussische Regime im Dezember 2010 Proteste der Bevölkerung brutal niedergeschlagen und die Medienfreiheit weiter eingeschränkt habe. «2011 wurden mehr als 100 Journalisten verhaftet und 34 zu teilweise hohen Gefängnisstrafen verurteilt», teilte Reporter ohne Grenzen mit.