Nach dem Gewinn des Schmähpreises «Goldener Bremsklotz» 2015 droht dem Zürcher PR-Berater Sacha Wigdorovits nun weit grösserer Ärger: Wigdorovits muss sich wegen seiner Rolle in der Affäre Geri Müller vor Gericht in einem öffentlichen Prozess verantworten.
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet auf versuchte Nötigung beziehungsweise Anstiftung oder Gehilfenschaft dazu. Weiter geht es um die illegale Aufnahme und Verbreitung von Gesprächen zwischen Geri Müller und seiner Chat-Partnerin, die der PR-Mann den Medien zugespielt haben soll. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Ein Antrag des Beschuldigten Wigdorovits, die im August 2018 gegen ihn erhobene Anklage zurückzuweisen, wurde abgelehnt. «Das Regionalgericht Berner Jura-Seelang bereitet zurzeit die erste öffentliche Gerichtsverhandlung in diesem Fall vor», berichtete die Republik.
Um die intimen Aufnahmen von Geri Müller entwickelte sich ab Sommer 2014 eine regelrechte Obsession der Medien. Auslöser war ein Artikel von Patrik Müller in der «Schweiz am Sonntag» unter dem Titel «Nackt-Selfies aus dem Stadthaus» über den damaligen Nationalrat der Grünen und Stadtammann von Baden.
Mehr als viereinhalb Jahre später steht nicht mehr Geri Müller im Zentrum der Affäre, sondern diejenigen, die den angeblichen Skandal ins Rollen gebracht haben. So wurde Geri Müllers Chat-Partnerin verurteilt, weil sie die fraglichen Aufnahmen aufzeichnete und ohne Einwilligung des Politikers verbreitete.
Auch der Journalist Patrik Müller, PR-Berater Sacha Wigdorovits und der Jurist Josef Bollag gerieten ins Visier der Strafverfolgungsbehörden. Die Anklagen gegen Patrik Müller und Josef Bollag wurden fallen gelassen, weil sich die Parteien aussergerichtlich mit Geri Müller geeinigt hatten. Nur Wigdorovits bleibt der Weg ans Gericht und damit der öffentliche Prozess nicht erspart.