Beim Online-Vergleichsdienst comparis.ch AG ist am Donnerstag ein Konsultationsverfahren eingeleitet worden, nachdem die Mitarbeitenden über eine mögliche Massenentlassung informiert worden sind.
Das 1996 vom Ökonomen Richard Eisler gegründete Online-Unternehmen beschäftigt heute nach eigenen Angaben 200 Personen.
Wenn über zehn Prozent der Belegschaft betroffen ist, erhält diese per Gesetz Gelegenheit, Vorschläge zu unterbreiten, wie die Entlassungen vermieden werden können.
«Da das Konsultationsverfahren läuft, können wir zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Zahlen nennen», erklärt Felix Schneuwly, Head of Public Affairs, auf Anfrage des Klein Reports am Freitag zur Grössenordnung.
Das dauere nun 14 Tage, so Schneuwly weiter. «Dann werden beide Seiten zusammenkommen und auch die Behörden werden über den Stand informiert.»
Am Donnerstag hat die Comparis-Gruppe, die 2022 in die Verlustzone gerutscht ist, eine Restrukturierung angekündigt. «Das ist einerseits auf einen signifikanten Kostenanstieg, andererseits auf ein stagnierendes Umsatzniveau zurückzuführen», heisst es dazu. Auch im laufenden Jahr bestehe aufgrund der Herausforderungen in diversen Produktbereichen das Risiko eines erneuten Verlustes.
Das betreffe im Besonderen die Drohung der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, die im Rahmen des laufenden Enforcement-Verfahrens die Gewinne aus der Adressvermittlung der comparis.ch AG im Bereich Versicherungen ab dem Jahr 2015 aufgrund der bisher nicht erfolgten Finma-Unterstellung einziehen wolle.
«Das zwingt das Unternehmen aus Gründen der Vorsicht, raschestmöglich Rückstellungen in Millionenhöhe zu bilden, obwohl Juristen die Wahrscheinlichkeit einer solchen Gewinneinziehung als gering beurteilen», lässt sich der Comparis-Gründer und Verwaltungsratspräsident Richard Eisler zitieren.
Die Drohung des Gewinneinzugs steht in Zusammenhang mit einer kostenintensiven und seit dreieinhalb Jahren andauernden Auseinandersetzung zwischen der Finanzmarktaufsicht und Comparis. Im Zentrum geht es um die Frage, ob sich der Vergleichsdienst als Versicherungsvermittler registrieren muss.
«Comparis ist der Meinung, dass das Anbieten von Versicherungsvergleichen und die Adressvermittlung keine Versicherungsvermittlung darstellt. Das erst recht nicht, wenn wie geplant eine Versicherungsvermittlerin zwischengeschaltet wird. Die comparis.ch AG will sich daher auch nicht als Vermittlerin registrieren», begründet der Online-Vergleichsdienst seine Position.
Im Comparis-Beirat sitzt auch der Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch. Der SP-Ständerat beurteile gemäss Comparis die Drohung der Finma, Teile der Gewinne rückwirkend einzuziehen, kritisch: «Ich finde das Vorgehen der Finma rechtsstaatlich heikel, weil bisher kein Gericht entschieden hat, ob comparis.ch gemäss Versicherungsaufsichtsgesetz VAG eine Versicherungsvermittlerin ist oder nicht.»
Diese juristischen Querelen und die vom Verwaltungsrat korrigierte Wachstumsstrategie brächten das Management der Comparis-Gruppe (Decisis Holding AG) dazu, nun gruppenweit Stellen abzubauen.
Unabhängig vom Rechtsstreit werde die Comparis-Gruppe ihre Kostenbasis massiv reduzieren. «Wir bedauern ausserordentlich, dass wir diesen Schritt gehen müssen. Es ist der Unternehmensleitung nicht gelungen, die ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen», wird CEO Ingo Kopido, Mitglied des Verwaltungsrats der Decisis Holding AG, zitiert.