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Mittwoch
31.07.2002

In Saudi-Arabien ist das Internet nicht für jedermann zugänglich. Hier betreibt die Internet Service Unit (ISU) ein zentrales Filtersystem, das Seiten blockiert, die aus Sicht der Regierung unerwünschte Informationen enthalten, blockiert. Eine Studie der Harvard Law School habe in Zusammenarbeit mit der saudischen Regierung 64 000 Websites getestet, berichtete die BBC am Mittwoch. Dabei sei man auf 2000 gesperrte Websites gestossen. Die meisten davon haben sexuelle oder religiöse Inhalte, wie die Studienautoren Ben Edelman und Jonathan Zittrain erklären. Erstaunlich sei aber, dass sich unter den zensurierten Seiten auch Frauenseiten wie Lifestylemagazine, Informationsseiten über die Geschichte der Frauen bzw. Frauenrechte und sogar Shopping-Sites für Bademode befänden. Westliche Musik und Humor seien ebenso verpönt - dazu gehört auch die Website von Warner Bros. - wie persönliche Inhalte auf Domains wie Geocities.com oder Members.aol.com. Zudem behindere Saudi-Arabien auch den Zugang zu allen Proxy Servern, die eine Umgehung des Filtersystems ermöglichen könnten.

Im Gegensatz zu anderen Ländern verschweige Saudi-Arabien diese Zensur der Öffentlichkeit aber nicht, sondern betrachte sie als Schutz der islamischen Tradition und Kultur. Versucht ein User eine zensurierte Seite zu erreichen, wird er auf eine Seite weitergeleitet, die in ausdrücklich informiert, dass der Zugang zu dieser Seite nicht erlaubt ist, schreibt Pressetext. In China, das eine ähnliche Web-Zensur betreibt, erhält der User lediglich eine Fehlermeldung. Er weis also nicht eindeutig, ob die jeweilige Seite zensuriert ist oder ein Verbindungsfehler aufgetreten ist. «Unser Internetservice ist einzigartig in der Art unsere islamischen Werte zu schützen», heisst es stolz auf der Website der ISU. Aufgabe der ISU sei es, Webinhalte zu vermeiden, die im Widerspruch zum islamischen Glauben stehen.