Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der deutsch-türkische Journalist Tuncay Özdamar Ende September bei seiner Einreise am Flughafen von Ankara festgenommen worden.
Nachdem der Leiter der türkischsprachigen Redaktion des WDR-Formats «Cosmo türkçe» eine Nacht in Polizeigewahrsam verbracht hatte, kam er wieder frei.
Auch wenn der entsprechende Haftbefehl bei einer Anhörung mit der Staatsanwaltschaft am folgenden Tag aufgehoben wurde, ist weiterhin ein Ermittlungsverfahren gegen Özdamar im Gange. Nun ist der Redaktor und Reporter beim WDR mit dem Vorfall an die Öffentlichkeit gegangen.
Seine Verhaftung wurde mit dem 1991 eingeführten Anti-Terrorgesetz begründet. Konkret soll er durch zwei Tweets vom 9. September 2018 Personen, welche Terror in der Türkei bekämpfen, zur Zielscheibe gemacht haben.
Tuncay Özdamar schrieb damals: «Die türkische Zeitung #‘Cumhuriyet gilt als eine der letzten Bastionen der Pressefreiheit in der #Türkei. Nach dem Führungswechsel treten nun reihenweise Kolumnisten und Redaktoren zurück. Oder sie wurden entlassen. Neuer Chefetage wird Nähe zum Staat und Erdoğan vorgeworfen.»
In einem weiteren Tweet listete er zudem die Namen von 17 Medienschaffenden auf, welche die Zeitung verlassen haben sollen.
Bis zu seiner Festnahme im Jahre 2015 war Can Dündar Chefredaktor der regierungskritischen Zeitung gewesen. Die türkischen Behörden hatten ihn der Spionage angeklagt und festgenommen. Dündar lebt und arbeitet seit 2016 in Deutschland, bei Rückkehr in sein Heimatland würden dem Regimekritiker 27 Jahre Haft drohen.
Mittlerweile arbeitet Dündar regelmässig für «Cosmo türkçe».