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Donnerstag
14.02.2002

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) übt scharfe Kritik an Jugoslawiens Ex-Präsident Slobodan Milosevic: Er versuche, sich mit Hilfe westlicher Fernsehbeiträge gegen die Anklage vor dem Haager Uno-Kriegsverbrechertribunal zu verteidigen. Der Chefredaktor des WDR-Fernsehens, Jörg Schönenborn, bezeichnete gegenüber der Nachrichtenagentur AFP Milosevics Verhalten als «absurd und dreist». Es gehe nicht, dass jemand, der «die Menschenrechte mit Füssen getreten habe», sich nun die Möglichkeiten der freien Berichterstattung in Deutschland und einer damit verbundenen kritischen Auseinandersetzung mit Regierungspolitik zunutze machen wolle. Milosevic hatte am Donnerstag vor dem Uno-Tribunal ein Videoband vorgeführt, das getötete Zivilisten im Kosovo zeigte. Damit wollte er seine Version vom Beginn des Kosovo-Krieges 1999 stützen. Hunderttausende Albaner im Kosovo seien nicht vor Serben, sondern vielmehr vor den Nato-Bombardements geflohen. Unter den Videoaufnahmen befanden sich auch Auszüge aus der am 8. Februar 2001 in der ARD ausgestrahlten Dokumentation «Es begann mit einer Lüge», in dem über angebliche Fälschungen in der Berichterstattung über den Kososvo-Krieg berichtet wurde. Schönenborn meinte, die Dokumentation sei «inhaltlich einwandfrei» gewesen, die gezeigten Ausschnitten seien jedoch «illegale Mitschnitte des serbischen Fernsehens». Der WDR habe von den Verantwortlichen für die Ausstrahlung im serbischen TV eine Unterlassungserklärung «gefordert und bekommen», so Schönenborn.