Content:

Mittwoch
28.05.2003

«Dieser Mann will die Nachrichten in Amerika kontrollieren», warnte die fette Schlagzeile einer ganzseitigen Anzeige, die am Dienstag in der «New York Times» erschien. Gemeint war Medienmogul Rupert Murdoch. Inhaber des TV-Senders Fox, Fox News, Besitzer von sieben anderen Spezial-Kabelkanälen, ferner 34 lokaler TV-Stationen und der Boulevard-Postille «New York Post». Bestätigen sich die Befürchtungen einer Gruppe von Medienwächtern, die für besagte Anzeige verantwortlich zeichnen, greift der Australier in den USA demnächst nach der totalen Macht - mit tatkräftiger Hilfe des Weissen Hauses, wie Spiegel Online am Mittwoch berichtete.

Anlass des Aufruhrs sind die Pläne der staatlichen US-Kommunikationsbehörde FCC, die Monopolsperren gegen Medienkonzentration, 1996 unter Bill Clinton erlassen, entscheidend zu lockern und teilweise ganz aufzuheben. Dazu will die FCC unter Leitung ihres Vorsitzenden Michael Powell (Sohn von Aussenminister Colin Powell) und mit stiller Billigung des Weissen Hauses kommenden Montag über eine 200-Seiten-Vorlage abstimmen. Hinter dem Papier verbirgt sich die folgenschwerste Umwälzung der US-Medienlandschaft seit Jahrzehnten. Demnach darf ein Network fortan nach Belieben Lokalsender aufkaufen, bis es fast die Hälfte des US-Fernsehmarkts besitzt (derzeit liegt die Obergrenze bei 35%). Auch wird den Konzernen künftig erlaubt, im selben Regionalmarkt sowohl TV- und Radio- als auch Print-Objekte zu besitzen.

«Wir rasseln in eine Situation, die unserer Gesellschaft schaden wird», sagte CNN-Gründer Ted Turner. «Fünf Konzerne, die kontrollieren, was wir lesen, sehen und hören - das ist ungesund.» 18 000 öffentliche Stellungnahmen gingen nach der Publikation der bislang offiziell geheimen Vorschriften bei der FCC ein. Über 95% davon waren kritisch. Das Vorhaben der FCC führe, so Marvin Johnson, Justitiar der Bürgerrechtsorganisation ACLU zur kompletten «Eliminierung der Meinungsvielfalt im Rundfunk, im Internet und in der Presse».