Der Konflikt zeichnete sich schon vor einem Jahr ab. Es geht um die Auseinandersetzung der Tech-Milliardäre mit den klassischen Medien. Spätestens seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk hat sich ein Krieg dieser Parteien rund um die Deutungshoheit entwickelt.
Klassische Medien sind sich einig: Hier wird Meinungsfreiheit zugunsten einer Handvoll Oligarchen in der Demokratie abgeschafft. Code-Medien wie die Multimillionen-Podcasts von Joe Rogan, Victor David Hanson, Megan Kelly, Lex Fridman und natürlich X behaupten das Gegenteil: Endlich gibt es wieder Demokratie und uneingeschränkte Meinungsfreiheit.
Die Schlachten sind zahlreich, momentan ist Amazon mit Jeff Bezos am Drücker. Vor einigen Tagen verkündetet Jeff Bezos‘ Amazon die vollständige Übernahme der «James Bond»-Franchise. Die Rechten jubelten, die Linksliberalen befürchten den Wiedereinzug des Kalten Krieges in die Bond-Filme.
Die «Weltwoche» titelte erfreut: «Make James Bond Great Again». Der James «Bond»-Überraschung folgt nun der Aufschrei und Entsetzen rund um die «Washington Post». In einem langen Tweet erklärt Jeff Bezos, weshalb er die Meinungsseiten neu auf die Themen «Meinungsäusserungsfreiheit und liberale Marktwirtschaft» beschränken will.
Ihm ginge es um die Konzentration auf gewisse Themen. Hintergrund dieser Einschränkung sind die radikalen Anti-Trump-Kolumnen in der «Washington Post», die Jeff Bezos wohl in Erklärungsnotstand gegenüber seinen Kumpels wie Elon Musk und Donald Trump bringen – so die Spekulation vom Klein Report.
Schon im Wahljahr 2024 ordnete Jeff Bezos an, dass die «Washington Post», zum ersten Mal in ihrer Geschichte, keine redaktionelle Wahlempfehlung abgeben dürfe. Schon damals stand der Vorwurf von «Zensur durch Jeff Bezos» im Raum. Nun also die neue Beschränkung, die «Süddeutsche Zeitung» titelt entsetzt: «Jeff Bezos schränkt ein, welche Meinungsbeiträge künftig in der 'Washingtoner Post' erscheinen dürfen. Teile der Zeitung und ihre Kundschaft sind zunehmend entsetzt über seinen Kurs.»
Auch die BAZ meinte online am Dienstag: «Weiterer Eingriff bei 'Washington Post' – Jeff Bezos macht seiner Zeitung Vorgaben für Meinungsseiten». T-Online ist in der Kritik an Jeff Bezos am schärfsten: «Bezos verbietet bestimmte Meinungen in seiner Zeitung». Das ZDF reagiert auf eigene Weise mit einer Dokumentation zu «Trump und seine Milliardäre», zitiert die Harvard-Professorin Shoshana Zuboff: «Trump und Musk können machen, was sie wollen.» Dies scheint nun auch Jeff Bezos durchaus willig ebenfalls zu tun.
Bis zum Redaktionsschluss haben schon einige wichtige Redaktoren und Redaktorinnen bei der «Washington Post» gekündigt.