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Dienstag
15.06.2010

Führen und denken Frauen anders als Männer? Sind Unternehmen erfolgreicher, wenn sowohl Frauen als auch Männer im Management Einsitz nehmen? Wie lassen sich Familie und Beruf unter einen Hut bringen und welche Rolle fällt dem Manne zu? Wie kann das Potenzial «Frau» in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft besser genutzt werden?
Mit diesen Fragen beschäftigten sich die drei erfolgreichen Frauen Ida Hardegger, früheres Geschäftsleitungsmitglied von Denner und CEO von Orell Füssli und heutige Beirätin des Femal Board Pool am Center for Corporate Governance der Uni St. Gallen, die Sängerin und Songschreiberin Betty Legler und die FDP-Ständerätin Helen Leumann am Maxon-Fabrikgespräch am 10. Juni in Sachseln. Maxon ist die Firma, die die Antriebsmotoren des Mondautos gebaut hatte. Moderiert wurde das Gespräch von Autor und Kommunikationsfachmann Martin Zenhäusern, Inhaber der Kommunikationsagentur Zenhäusern & Partner AG.

In der Schweiz gibt es 400 000 gut ausgebildete Frauen, aber nur sechs Prozent, die den Weg bis ganz nach oben geschafft haben. Es sei schade, dass die weibliche Kompetenz nicht mehr berücksichtigt werde. Die Gründe seien vielfältig und eigentlich bekannt, fanden alle Diskussionsteilnehmer.

«Wir wollen Männer nicht ersetzen. Wir müssen uns ergänzen. Unternehmen müssen gut durchmischt sein. Mann, Frau - Alt, Jung. Mit Frauen verändert sich die Atmosphäre», stellte Ida Hardegger fest. Auf die Frage von Martin Zenhäusern, ob es die heutigen Krisen so gegeben hätte, wenn Frauen das Sagen gehabt hätten, musste Helen Leumann abwinken: «Das wissen wir nicht» und Ida Hardegger vermutet: «Frauen hätten früher mehr Fragen gestellt. Frauen sind nicht besser als Männer.»

Betty Legler erinnerte sich an ihre Jugend. Sie habe nicht studieren dürfen und habe trotzdem ihren Weg gemacht, habe 1995 ihre eigene Produktionsgesellschaft und sechs Jahre später zusammen mit ihrem Mann die future matters AG, ein Unternehmen für Innovation und Zukunftsforschung, gegründet. Und sie habe bei Männer eine Eigenart herausgefunden, die bei vielen Frauen die Berufsentscheidung beeinflusse. «Die Männer lassen Probleme grösser erscheinen, als sie sind, und schicken die Frauen nach Hause. Frauen müssen dann als Mütter funktionieren.»

Martin Zenhäusern sorgte sich und fragte: «Wie bringen wir Familie und Beruf zusammen? Es wird schlimm, wenn Frauen keine Kinder mehr bekommen.» Helen Leumann, die sich auch mehr Politikerinnen im Bundesbern wünscht, reagierte auf diese Thematik praxisbezogen. Die Frau frage sich jeweils, kann ich das? Was sagt mein Mann? Wenn ich Karriere machen will, muss er dann die Hemden bügeln? Man solle die Frauen nicht zu einer Berufswahl zwingen, man sollte sie hinführen.

Auf die Frage, ob Frauen mehr Kuschelberufe wählen, entgegnete Ida Hardegger, das dürfe man nicht verallgemeinern. «Frauen können auch im Bergwerk arbeiten.» Immer mehr Frauen interessieren sich für einen Ingenieurberuf. Alle waren sich einig, dass die Frauensolidarität oft zu wünschen übrig lässt und vieles verhindert. Man müsse die Frauen ermutigen, auch wenn sie scheiterten, das erlebten Männer auch.

In der Medienbranche sieht die Situation etwas besser aus. Martin Zenhäusern stellt im Gespräch mit dem Klein Report fest, dass auf den Redaktionen und in Verlagen mehr Frauen arbeiten als in anderen Berufen. «Einmal ist im Journalismus Job-Sharing eher möglich und vor allem ist der Wiedereinstieg nach der Babypause einfacher als in einem technischen Beruf.»

Aber auch in der Medienbranche werde es für Frauen in die Führungsetagen schwerer. Im Hinblick auf die Demografie sei es dringend notwenig, neue Modelle zu finden. «Wir brauchen die 400 000 Frauen. Man sollte kreativer und offener sein», erklärte Martin Zenhäusern gegenüber dem Klein Report.