Content:

Donnerstag
17.10.2002

Wer ständig am Computer sitzt, riskiert nicht nur Rückenschmerzen, sondern auch einen «Maus-Arm» oder «Joystick-Fingers». Diese «Krankheiten sind mit dem «Tennis-Arm» verwandt und heissen im Fachjargon Repetitive Strain Injury (RSI). Durch permanentes Klicken auf den Maus-Knopf, wird der Arm ruiniert, durch die permanente Bedienung des Steuerknüppels (Joystick) verhärten die Fingerglieder. Solche Gelenkschädigungen kommen aber eher selten, zumeist in Verbindung mit Suchtverhalten, vor. Hingegen seien Kopfschmerzen, Übergewicht, Haltungsschäden und eine zunehmende Gewaltbereitschaft laut Experten bei deutschen Kindern weit häufiger festzustellen. In manchen Fällen ruft die Liebe zu «Lara Croft», «Super Mario» und anderen Computerspiel-Figuren aber sogar Rheumatologen auf den Plan. Bei einem 15-Jährigen aus Grossbritannien stellten Spezialisten die Weissfingerkrankheit fest. Normalerweise kommt dieses Leiden nur bei Bauarbeitern vor, die oft Presslufthämmer oder Kettensägen in den Händen halten müssen. Der Junge hatte bis zu sieben Stunden täglich Autorennen mit Vibrationsmodus gespielt.

Von den 20 Millionen Büroangestellten Deutschlands haben viele RSI-typische Symptome: «In Nordrhein-Westfalen leidet ein Viertel unter Schmerzen im Arm, 12% verspüren Kribbeln und Schmerzen in der Hand, rund zwei Drittel haben Verspannungen im Nacken-Schulterbereich», sagt Nicole Benteler von der Landesanstalt für Arbeitsschutz. «Allerdings muss das noch nicht bedeuten, dass diese Menschen RSI haben», erklärt der Darmstädter Schmerzforscher Prof. Hardo Sorgatz, der sich als einer der wenigen Forscher in Deutschland mit dem Maus-Arm beschäftigt. Bis Gelenke und Gewebe dauerhaft geschädigt sind und Patienten unter einem Maus-Arm leiden, muss ein Patient seine Beschwerden über längere Zeit ignoriert haben. «Leistungsdruck und Stress verleiten die Menschen dazu, die Signale des Körpers zu überhören», sagt Sorgatz. In schlimmen Fällen gehen die Schmerzen dann gar nicht mehr weg. «Wenn der Körper dran gewöhnt ist, schicken die Nerven auch Schmerzsignale, wenn das Gewebe längst ausgeheilt ist», sagt Sorgatz.