Nachdem immer wieder Kritik wegen Wahlmanipulation laut wurde, haben Facebook und Twitter angekündigt, dass sie «transparenter» mit politischer Werbung umgehen wollen. Inwiefern es sich um kosmetisches Beschwichtigen oder eine griffige Massnahme handelt, wird sich zeigen.
Konkret kündigte der Zuckerberg-Konzern auf seinem Blog an, eine «View Ads»-Spalte einzuführen. Dort soll sichtbar sein, für welche Werbung eine politische Gruppierung bezahlt hat, wie viel eine Kampagne kostet oder an wen sie sich richtet.
Dies soll auch für User möglich sein, die sich nicht in der Zielgruppe des Werbers befinden. Die Neuerungen will Facebook zunächst in den USA einführen und «testen». Zudem versprach Facebook, zu einem späteren Zeitpunkt ein «Archiv» einzurichten, in dem gezielt nach politischen Werbeschaltungen im sozialen Netzwerk gesucht werden kann.
Der Kurznachrichtendienst Twitter seinerseits sprach auf seinem Blog-Beitrag von einem «Transparenzzentrum», das er einrichten will. Auf dieser Seite sollen die User nachvollziehen können, wer hinter gesponserten Tweets steckt und an wen er adressiert ist.
Mit diesen Neuerungen wollen die beiden mächtigen sozialen Netzwerke jenen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die ihnen ankreiden, dass undurchsichtig sei, wer hinter gekauften Posts oder Tweets stehe. Diese sind derzeit als gesponserte Inhalte markiert - doch welcher Akteur mit welchen Interessen, Zielgruppen oder Budgets die Werbung schaltet, bleibt in der Regel unsichtbar, was aus Sicht der Kritiker demokratische Spielregeln unterlaufe.
In die Schusslinie der Kritik gerieten die sozialen Netzwerke nach den Präsidentschaftswahlen in den USA. Nach jüngsten Berichten in den US-Medien soll der Einfluss der aus Russland geschalteten Posts auf den Wahlkampf deutlich grösser gewesen sein, als bisher vermutet.
Facebook geht inzwischen davon aus, dass zwichen 2015 und 2017 nicht weniger als 126 Millionen User in den USA in den «Genuss» von Inhalten gekommen sind, die von Russland aus lanciert wurden. Inwieweit sie diese tatsächlich auch gelesen oder angeschaut haben, steht auf einem anderen Blatt. Und doch ist diese Zahl brisant. Zum Vergleich: Für Donald Trump stimmten insgesamt knapp 63 Millionen Amerikaner.
Die «Washington Post» und andere US-Titel beziehen sich auf eine schriftliche Erklärung, die Facebook für die Anhörung in der Geheimdienstkommission des Senats vorbereitet hat. Laut dieser Quelle gehen die massenhaft zirkulierenden Posts auf die in St. Petersburg domizilierte Internet Research Agency zurück.
Dieser Adresse hatte man schon vor den US-Wahlen nachgesagt, Falschinformationen zu verbreiten. Im Wahlkampf schürten die russischen Anzeigen Spannungen zwischen politischen und ethnischen Gruppen.