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Sonntag
11.04.2010

Bei der Suche nach einem neuen SRG-Generaldirektor misstraut Verwaltungsratspräsident Jean-Bernard Münch seinen eigenen Kollegen und erwägt deshalb ein ungewöhnliches Vorgehen: Die Mehrheit der Verwaltungsräte würde erst am Tag der Wahl erfahren, wer überhaupt für den Chefjob zur Verfügung steht. Bis dann wären die Kandidaten nur dem vierköpfigen Nominationsausschuss bekannt. Das schreibt die «SonntagsZeitung» (SoZ) in der jüngsten Ausgabe.

«Wenn die Verwaltungsräte einige Tage vorher informiert werden, wird ihnen die Arbeit erleichtert, aber gleichzeitig steigt das Risiko von Indiskretionen», gibt Münch zu bedenken. Das Misstrauen sorgt für Unmut. «Ich erwarte, dass die Akten rechtzeitig zugestellt werden», wird Verwaltungsrat Duri Bezzola in der SoZ zitiert. Auch seine Kollegin Elisabeth Veya fordert einige Tage Bedenkzeit: «Wir müssen die richtigen Fragen stellen können.» Der SRG-Generaldirektor gilt als mächtigster Medienmanager der Schweiz. Ende 2010 geht Armin Walpen in Pension, der dem Unternehmen seit 1996 vorsteht.

Der Nominationsausschuss hat sich dem Vernehmen nach bereits auf die Spitzenkandidaten geeinigt. Gesucht wird eine Person mit Erfahrung in der «Leitung eines grossen Unternehmens». Öffentlich spekuliert wurde über eine Kandidatur von FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger, der Medienmanager Tibère Adler und Hans-Peter Rohner sowie von Alt-Bundesrätin Ruth Metzler. Die beiden Letzteren dementieren jedoch Ambitionen, wie in der «SonntagZeitung» weiter zu lesen ist.

Der neunköpfige SRG-Verwaltungsrat wählt am 18. Mai einen Favoriten aus einer Liste mit zwei oder drei Namen. Die Wahl muss dann von der 50-köpfigen Delegiertenversammlung gutgeheissen werden. In früheren Zeiten galt die Position des SRG-Generaldirektors etwa wie der «achte Bundesrat». Leo Schürmann wurde seinerzeit nicht Bundesrat; dafür bekam er den Job eines Generaldirektors der SRG.