Content:

Dienstag
27.08.2019

IT / Telekom / Druck

«Panzerglas» hält nicht, was es verspricht

«Panzerglas» hält nicht, was es verspricht

Vielleicht kennen Sie diese Situation. Ihr teures Handy fällt unglücklich zu Boden, und das Display zeigt einen oder mehrere üble Risse, dass Texte kaum mehr zu lesen und Fotos nicht mehr deutlich zu sehen sind.

Einem Leser des Klein Report ist eben dies zweimal passiert. Die Reparatur bei zwei Indern im Enge-Quartier kostete über 250 Franken. Aber da wir alle zwar nicht unbedingt Handy-süchtig sind, sondern das Mobiltelefon für unsere tägliche Arbeit quasi als mobiles Büro, wo immer wir uns aufhalten, gebrauchen, gibt man das happige Honorar aus, um schnellstmöglich wieder einen klaren Bildschirm zu haben.

Besagter Klein-Report-Leser kaufte sich ein Jahr später ein neues Handy. Im Swisscom-Shop in Uster wurde er beraten und entschied sich für die teuerste iPhone-Variante mit 512 GB Speicher für über 1600 Franken. «Die Verkäuferin fragte mich, ob ich eine Bruchversicherung fürs Display abschliessen wolle.»

Der Kunde verneinte und fragte nach einem Schutz. «Nehmen Sie doch Panzerglas, da kann nichts mehr passieren», so die Verkäuferin. Panzerglas? Cool, dachte der Kunde. Wenn das die Limousine von Nord-Korea-Diktator Kim Jong-un schützt, dann ist sicher auch das Handy-Display perfekt vor Bruch geschützt.

Happige 40 Franken kostete das Glas, das dem Kunden von der Verkäuferin erst noch montiert wurde. Das gehöre anscheinend nicht zum Service, wie ein Salt-Kunde erfahren musste. Das Beziehen des Panzerglases auf das Handy-Glas kostet dort nochmals 30 Franken extra.

Keine zwei Wochen später fiel dem Klein-Report-Leser auch das neue Handy zu Boden. Na, mit meinem Panzerglas kann da wohl nichts passiert sein, dachte er sich. Denkste! Ein kleines Splitterloch im Panzerglas sowie drei hauchdünne Risse zieren nun das Display. Und das, obwohl das neue Handy von einem doch recht dicken Ledereinband mit Klappvorrichtung geschützt war. Von wegen Panzerglas, lächerlich!

Als sich der Kunde ein paar Tage später bei Swisscom Uster beschwert und Ersatz fordert, erklärt ihm ein anderer Verkäufer, das Panzerglas habe nichts mit Panzerglas zu tun. Die Firma heisse Panzer Glass - mit doppel-s geschrieben. Der Kunde könne sich ja für 40 Franken ein neues Panzer Glass kaufen.

Auf den Hinweis des Kunden, das sei ja Betrug, mussten die Swisscom-Leute zugeben, dass das so nicht ganz korrekt verkauft werde. Man müsste die Kunden künftig darauf hinweisen, dass das von Swisscom angebotene Panzer Glass zum Schutz für das Handy-Display kein Panzerglas im herkömmlichen Sinne sei, sondern,dass nur die Firma so heisse.

Und dass es trotz dieser Anerkennung der verdrehten Wahrheit keinen Gratisersatz gebe. Man werde sich aber künftig bemühen, dem Kunden zu erklären, dass Panzer Glass nur der Name eines Schutzglases für das Handy sei.

Ein klassischer Fall von Vorspiegelung falscher Tatsachen.