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Dienstag
27.04.2010

Nicht nur innovative Zeitungsprojekte wurden präsentiert; die 300 Kongressbesucher mussten am zweiten Tag des European Newspaper Congress auch Referate von selbstherrlichen Zeitungsmanagern über sich ergehen lassen. Dass am Montag gerade mal eine einzige Frau auf dem Podium stand, nahm der Klein Report leicht irritiert zur Kenntnis - dafür lauschte er den Ausführungen von Julia Calfee umso aufmerksamer.

Zusammen mit dem deutschen Journalistenausbildner und Sprachtrainer Peter Linden gab die amerikanische Multimedia-Künstlerin Julia Calfee in ihrem Referat die sechs Regeln zum besten, die bei der Visualisierung von Texten entscheidend sind. Mit deren Beachtung soll verhindert werden, dass - nicht wie üblich - die Hälfte der Leserschaft nach zwei Sekunden Verweildauer bei einem Artikel weiterblättert. Liebevoll - wenn auch etwas schulmeisterlich - dozierten die beiden Profis, dass journalistische Texte besser wirken, wenn Autor und Redaktion die Visualisierung bereits in die Konzeption einbeziehen.

Dabei gelte es, Folgendes zu beachten: Bildregel N°1: Möglichst konkret, keine abstrakten Themen in Schlagzeile und Bild. Bildregel N°2: Reduktion auf möglichst wenig Infos. Bildregel N°3: Aktion zeigen, keine statischen Bilder. Bildregel N°4: Emotionen einfangen. Bildregel N°5: Kontrast und Spannung aufzeigen. Bildregel N°6: Kreativ sein.

Diese eher als Allgemeinplätze denn als neuster journalistischer Schrei anmutenden Weisungen unterlegte Julia Calfee allerdings mit grossartigen Bildern aus ihrem Archiv. Dabei demonstrierte die Fotografin, was eine journalistisch gute Fotografie ausmacht. Linden zeigte mit entsprechenden Beispielen auf, wann eine Text-Bild-Schere entsteht, und wie sie verhindert werden kann. Anhand von best practice-Beispielen erhielten Blattmacher somit konkrete Tipps für ihre Arbeit.

Übrigens: Julia Calfee wird vom 13. Mai bis 23. Juni 2010 mit ihrem aktuellen Kunstprojekt «The Chapel Wich Sings Glacier Songs» in die Schweiz kommen. In der Johanniter-Kapelle in Rheinfelden präsentiert die Künstlerin eine eigens für diesen Ort installierte Arbeit, die im letzten Sommer im und um den Länta Gletscher im bündnerischen Vals entstanden ist. Julia Calfee untersucht in dieser Arbeit Auswirkungen des Klimawandels. Ihr besonderes Interesse soll dabei dem Wasser als Elixier allen Lebens gelten. Die Installation findet zeitgleich zur Art41 in Basel statt.