Nach früheren Berechnungen nutzten rund 100 Millionen User das Passwort für Netflix aus einem Zusatzabo. Seit Anfang dieses Sommers geht Netflix gezielt dagegen vor, dass Nutzer einen Account über einen Haushalt hinaus teilen.
Die Startegie scheint aufzugehen. Im zweiten Quartal 2023 hat Netflix 5,9 Millionen Kunden hinzugewonnen. Der Streamer macht zwar keine Angaben dazu, wie viele von diesen Accounts zuvor Trittbrettfahrer waren, die sich nun ein eigenes Konto zulegten. Co-Chef Greg Peters von Netflix lässt sich aber in einer Mitteilung zitieren: «Wir sehen, dass es funktioniert.»
Zum Quartalsende hatte Netflix insgesamt 238,4 Millionen zahlende Kunden. Für das laufende Vierteljahr rechnet das Unternehmen mit einem Zuwachs bei der Nutzerzahl in ähnlicher Grössenordnung. Allerdings könne es bei einigen betroffenen Nutzern mehrere Quartale dauern, sie als Kunden zu gewinnen, räumte Peters in der Nacht zum Donnerstag ein.
Auch bei den billigeren Abos, die werbefinanziert sind, konnte Netflix eine Zunahme verzeichnen. Pro Nutzer mache Netflix dank der Anzeigeneinnahmen bereits weltweit mehr Umsatz im Anzeigen-Abo als in der werbefreien Basis-Version.
Mit den zusätzlichen Abos legte auch der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,7 Prozent auf knapp 8,2 Milliarden Dollar zu.
Das bedeutet einen Gewinn von 1,49 Milliarden Dollar nach schwarzen Zahlen von 1,44 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Die Anleger hat es nicht aus dem Fernsehsessel gehauen. Im nachbörslichen Handel fiel die Aktie um gut acht Prozent. Am Donnerstag hat es sich auf über 9 Prozent Verlust ausgeweitet. Zuvor war der Kurs seit Jahresbeginn aber um mehr als 60 Prozent gestiegen.
Wie weit der Streik der Drehbuchschreibenden in Hollywood für Netflix zum Problem werden könnte, ist noch offen. Im Moment muss der Streamer für die Autoren kein Geld ausgeben. Doch der Streik bedeutet auch eine Lücke beim Nachschub. Wenn der Produktionsstopp in den September hinein andauere, «wird das ein echtes Problem», sagte Branchenanalyst Michael Nathanson im Wirtschaftssender CNBC.
Netflix mit einer grossen Bibliothek an Filmen und Serien sowie über die Welt verteilten Produktionsstudios wird beim aktuellen Streik in einer besseren Position als einige Rivalen gesehen, die auf neue Filme vorwiegend aus den zum Teil eigenen Studios in Hollywood angewiesen sind.