Der Klein Report hat am Donnerstag bei Journalisten und Werbemachern sowie bei Politik- und Wirtschaftsvertretern nachgefragt, ob sie Roger Schawinskis Rückkehr zum Schweizer Fernsehen begrüssen. Während sich die alten Weggefährten naturgemäss positiv äusserten, lobten auch die angefragten Politiker nahezu durchgehend den Entscheid. Im Wahljahr will sich anscheinend niemand gegen einen wichtigen Medienschaffenden positionieren. Die Kritik übernahmen daher vor allem Entscheidungsträger aus der Werbe- und Medienbranche.
Was auch auffiel: Viele der angefragten Personen wollten sich explizit nicht zur Persona Schawinski äussern. Eine von mehreren angefragen Entscheidern liess sich stellvertretend nur mit «no comment» zitieren, was wiederum vielsagend ist.
Der ehemalige «Weltwoche»-Chefredaktor Jürg Ramspeck, der heute für den «Blick am Abend» Kolumnen verfasst, zeigte auf, wie lange er Schawinskis Karriere schon verfolgt. «Ich kenne Roger Schawinski seit dem Tag, an dem er zum ersten Mal, als Volontär, über die Schwelle einer Zeitungsredaktion trat», erzählte Ramspeck dem Klein Report. Diese erste Begegnung habe sich 1970 bei dem damaligen Boulevardblatt «Neue Presse» begeben. «Ich war von seinem ungestümen Wesen sogleich angetan. Wie alles Spätere, ungleich Spektakulärere, packte er seine Aufgabe, die aus dem Fernschreiber quellenden Nachrichten zu sortieren, mit der grössten Gewissenhaftigkeit und Zielstrebigkeit an», so Ramspeck. «Dass er die Einzelperson geworden ist, die journalistisch wie unternehmerisch unsere Branche wie keine zweite aufgemischt hat, hätte da von einem Hellseher nicht nur verschwommen geahnt werden können.» Und derselbe Hellseher würde jetzt sein Wieder-Engagement bei SF1 als taktischen Kunstgriff erkennen, Schawinski lieber an Bord zu haben, denn als stets ungemütlichen Kritiker aus dem privaten Feindesland ertragen zu müssen. «Inzwischen ist es ja gewiss keine verblüffende Idee mehr, eine weitere Talkshow im Fernsehen abzuhalten. Aber einer Talkshow mit dem ersten Talkmaster der Schweiz, Schawinski, wohnt zweifellos das Versprechen inne, einem abgelutschten Format neu belebtes Format zu geben.»
Nur lobende Worte fand der heutige FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger. «Ich finde es gut, dass Roger Schawinski diese Chance bekommt. Er verfügt über viel Erfahrung und kennt das Business», sagte er dem Klein Report am Donnerstag.
Positiv kommentierte den Entscheid auch Ruedi Christen, Kommunikationsleiter des Schweizer Gewerbeverbandes. «Ich bin überzeugt, dass Roger Schwanski mit einer spannenden und guten Sendung auf den Bildschirm zurückkehrt und wünsche ihm viel Erfolg», erklärte er. Zugleich äusserte er einen Wunsch: «Der Schweizer Gewerbeverband hofft darauf, dass in der neuen Talkshow `Schawinski` nicht nur Gespräche über die Werbewelt, Kultur und die allgemeine Politik ihren Platz finden, sondern auch Unternehmer und insbesondere KMU-Vertreter in der Sendung vertreten sein werden.»
Cédric Wermuth, Präsident der Juso Schweiz und Vizepräsident der SP Schweiz, brachte eine Kritik an. «Roger Schawinski muss gut erklären, weshalb er zum Schweizer Fernsehen zurückkehrt, nachdem er es jahrelang für alles Schlimme im Schweizer Journalismus verantwortlich gemacht hat», sagte er dem Klein Report. Dem Sendeformat steht er aber positiv gegenüber. «Ich bin gespannt auf seine Sendung. Ich hoffe, dass er etwas mehr Pep ins Schweizer Fernsehen zurückbringt und harte Diskussionen zulässt. Schawinski sollte ohne Hemmungen Politiker aller Couleurs einladen und befragen», so Wermuth gegenüber dem Klein Report. Dies würde der politischen Debatte in der Schweiz gut tun. «Selbstverständlich würde auch ich eine Einladung für seine Sendung annehmen», bestätigte er auf eine kurze Nachfrage.




