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Freitag
19.09.2003

War Berlusconi bloss angeheitert? Nein, sagen zwei britische Journalisten, die den italienischen Ministerpräsidenten damit der Lüge bezichtigen. Sie bestreiten seinen Vorwurf, ihm seine umstrittenen Mussolini- Äusserungen nach dem Genuss von Alkohol entlockt zu haben. Berlusconi hatte in einem Interview mit den beiden Journalisten Boris Johnson und Nicholas Farrell (ein grosser Fan von Berlusconi) gesagt, der faschistische Diktator Benito Mussolini habe «niemanden getötet», sondern nur «Menschen in Zwangsurlaub geschickt». Später entschuldigte er sich dafür und sagte, die Bemerkungen seien ihm am Ende eines sehr langen Tages nach dem Genuss von Champagner herausgerutscht. Die Reporter hätten diese Situation ausgenutzt.

Anders sehen es die Journalisten: Johnson sagte im «Independent» vom Freitag: «Sein Gedächtnis spielt dem Ministerpräsidenten Streiche. Es gab überhaupt keinen Champagner.» Nur Eistee sei aufgetragen worden. Farrell, der sich selbst nicht nur als grosser Fan von Berlusconi bezeichnet, sondern überdies eine umstrittene, weil sehr positive Mussolini-Biografie geschrieben hat, bestätigte dies: «Wir haben nur literweise gekühlten Zitronentee getrunken, den er selbst serviert hat. Es ist eine Schande, dass er diese Lüge erzählt hat. Er ist in meiner Achtung gesunken.»