Bundesrat Guy Parmelin kommt nicht nur in der Welt herum, er mag auch die Medien, die er neuerdings auf dem Handy konsumiert.
Aber das neue Modewort «dysfunktional», das hat der SVP-Bundesrat erst einmal gegoogelt. Und im Zusammenhang mit dem Bundesrat gefällt ihm das neue Wort, das ihm in den letzten Wochen in den Medien aufgefallen ist, nicht sonderlich, wie er als Gastredner am Mittwochabend anlässlich der Verleihung des Swiss Press Award 2022 erklärte: «Dysfunktional». Besorgt wurde in den vergangenen Wochen immer wieder gefragt, ob der Bundesrat dysfunktional sei. Manchmal wurde dies auch als Tatsache dargestellt», so Parmelin.
Der Klein Report hat die Rede von Guy Parmelin zusammengefasst.
Nach seinem Besuch letzte Woche bei Google im Silicon Valley habe er das Wort im Hinblick auf die Rede also gegoogelt. Parmelin: «Und siehe da: Das Adjektiv ‚dysfunktional‘ drückt aus, dass etwas über ‚unzureichende oder fehlende Funktionen‘ verfügt. Die Sache oder der Zustand ist somit laut Definition ‚unpraktisch oder unzweckmässig‘».
Er habe sich gefragt, was das nun im Zusammenhang mit dem Bundesrat heisse. «Ich kann Ihnen versichern: Wir in der Regierung haben keine unzureichende oder fehlende Funktionen. Wir wissen alle bestens, welche Funktionen wir haben. Unsere Rollen sind auch weder unpraktisch noch unzweckmässig. Der Bundesrat funktioniert», sagte der Gastredner in den Saal an der Universität Bern.
Zu Beginn seiner launigen Rede begrüsste Guy Parmelin die Famile von Graffenried und Franziska Reinhardt. Denn der Swiss Press Award wird von der Fondation Reinhardt von Graffenried verliehen. Seit dem Tod seines Vaters Charles von Graffenried hat Fotograf Michael von Graffenried das Zepter übernommen.
«Sie alle hier im Saal sind ja auch Menschen. Sie alle sind gefordert, vielleicht wegen der Rollenteilung zu Hause, mit nervenden Kindern», so Parmelin weiter. Im Bundesrat seien sie auch so etwas wie eine Familie, «wobei ich hier bewusst offenlasse, wer in meinem Vergleich die nervenden Kinder sind».
«Wir im Bundesrat sind Chef oder Chefin eines Departementes, wir sind gleichzeitig Mitglieder der Regierung – und natürlich haben wir alle auch noch je eine Partei im Rücken. Dysfunktional sind wir deswegen aber noch lange nicht!», kam er nochmals auf das neue Wort zurück. Und im Gremium sei es halt fast ein bisschen wie im echten Familienleben, und dazu gehörten viele gut gemeinte Ratschläge von allen Seiten und auch von den Medienschaffenden.
Der Bundesrat drehte den Spiess um und formulierte drei Ratschläge an die Medien-Zunft, «ebenfalls nur gut gemeinte», wie der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung anhob: «Arbeiten Sie sorgfältig, und gehen Sie ebenso sorgfältig mit Informationen um. Okay, das gilt nicht nur für Sie als Medienschaffende, sondern auch für uns im Bundesrat und in den Departementen.»
Es sei ihm bewusst, dass in den letzten Jahren die Arbeit durch die digitale Revolution viel schneller geworden sei. «Ein Online-Artikel, begleitet von einem Tweet oder einer Instagram-Nachricht – das muss schnell geschrieben und produziert sein.»
Er wolle den Medienleuten aber nicht sagen, was Sie schreiben oder fotografieren oder filmen sollten. «Gott bewahre. Sonst heisst es gleich wieder: ‚Der Parmelin verteilt Maulkörbe‘. Das haben wir schon mal durchgespielt. Dazu habe ich – wie einer meiner Bundesratskollegen sagen würde – ‚kä Luscht‘»!
Wenn etwas unklar sei, fragen Sie nach, ist sein zweiter Ratschlag. Es gebe ja bekanntlich ein paar Kommunikationsleute in der Bundesverwaltung, die sich gerne um die Fragen kümmerten. «Darunter nicht wenige frühere Kolleginnen und Kollegen von Ihnen, wie ich aus eigener Erfahrung weiss.»
Man solle Fragen stellen, «verwenden Sie bitte danach auch die Antworten», meinte der Bundesrat. Das gehöre für ihn zur sorgfältigen Arbeit dazu. Und er haute einen ins Publikum: «Nicht so, wie es kürzlich ein Journalist bei uns im Departement tat: Er stellte elf Fragen. Er erhielt elf ausführliche Antworten. Doch weil sie offenbar nicht zu seiner These passten, hat er nur einen einzigen Satz als Stellungnahme publiziert.»
Deswegen wolle er auch nicht gleich von einer dysfunktionalen Redaktion sprechen, doppelte Parmelin in seiner Retourkutsche nach.
Und zu guter Letzt: «Seien Sie selbstkritisch und geben auch Sie einmal einen Fehler zu. Nicht nur ich mache ab und zu Fehler – auch Sie haben nicht immer recht!»
An der Preisverleihung hat der Musiker Pascal Gamboni den spzeiell für den Anlass komponierten Swiss Press Song 22 «in eroplan» uraufgeführt.