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Mittwoch
14.08.2002

Vivendi Universal, der weltweit zweitgrösste, französisch-amerikanische Medienkonzern, will sich von Vermögenswerten im Wert von mindestens 10 Mrd. Euro (gut 14,6 Mrd. Franken) trennen, davon die Hälfte in den kommenden neun Monaten. Vivendi Universal steht nach weiteren Milliardenverlusten vor harten Einschnitten. Im ersten Halbjahr belief sich der Nettoverlust auf 12,3 Mrd. Euro. Vivendi kündigte Finanzrückstellungen von 3,4 Mrd. Euro und Abschreibungen von rund 11 Mrd. Euro an. Betroffen sind vor allem die Sparten Fernsehen, Musik, Unterhaltung, Telekommunikation und Internet, wie Vivendi am Mittwoch in Paris mitteilte. Die Abschreibungen treffen das verlustreiche Abonnentenfernsehen Canal+ mit 3,8 Mrd. Euro, die Sparte Musik mit 3,5 Mrd., Vivendi Entertainment mit 2,6 Mrd. sowie die Bereiche Internet und Telekommunikation mit 1,1 Mrd. Euro. Auch im Verlagsbereich verzeichnete Vivendi Einbussen: Das Betriebsergebnis verschlechterte sich hier um 20% auf 95 Mio. Euro. Wie die Mediengruppe weiter mitteilte, hat der Verwaltungsrat bei einer Sitzung am Dienstag bereits entschieden, das amerikanische Verlagshaus Houghton Mifflin zu veräussern. Der frühere Vivendi-Chef Jean-Marie Messier hatte den in Boston ansässigen Verlag im August 2001 für 2,2 Mrd. Dollar gekauft. Messiers Nachfolger Jean-René Fourtou will am 25. September einen Restrukturierungsplan vorlegen, um die Kassen des Konzerns zu füllen. Branchenexperten erwarten einen harten Sanierungskurs.

Nach einer Einkaufstour im Film-, TV- und Musikgeschäft hatte der Konzern bereits im Geschäftsjahr 2001 durch Sonderabschreibungen auf Firmenkäufe einen Rekordverlust von 13,6 Mrd. Euro ausgewiesen. Um seine Liquiditätsprobleme zu lösen, hat Vivendi die Gläubigerbanken um einen Überbrückungskredit von 3 Mrd. Euro gebeten. Seine Schulden bezifferte das Unternehmen zum Ende des ersten Halbjahres auf insgesamt 35 Mrd. Euro. Alles zu Vivendi im Archiv