Der Viscom, der Arbeitgeber- und Unternehmerverband der grafischen Industrie, zeigt sich über die anstehenden Verhandlungen über einen neuen GAV in der grafischen Industrie besorgt. Der Verband fordert «eine zukunftsbezogene Anpassung des allzu kostspieligen Gesamtarbeitsvertrags», heisst es in der Viscom-Mitteilung. Konkret ist der Viscom der Auffassung, dass die Wochenarbeitszeit erhöht, die Nacht- und Schichtzuschläge reduziert und auf die Erhöhung des Minimallohns - wie dies von den Gewerkschaften gefordert wird - verzichtet werden soll.
Das Prinzip der jährlichen Lohnanpassungen auf Unternehmensebene funktioniere, teilte der Viscom mit. Der unternehmerische Handlungsspielraum müsse im neuen GAV gestärkt werden, zumal sich Finanz- und Ertragskraft je nach Unternehmen stark unterscheiden würden. Die detaillierte Fixierung der Minimallöhne ist laut dem Verband nicht nötig, da sich die Unternehmen ihrer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden bewusst seien.
Stattdessen will der Viscom, dass die Arbeitnehmer künftig zwei Stunden pro Woche mehr arbeiten, da die starre 40-Stunden-Woche Wachstum und Beschäftigung in der grafischen Industrie bedrohen würde. Der Verband setzt sich deshalb für Jahresarbeitszeit-Modelle ein. Diese hätten sich im Grundsatz bewährt und würden im gegenseitigen Interesse der Arbeitnehmenden und der Arbeitgeber erlauben, besser auf Nachfrageschwankungen zu reagieren.
Ebenfalls Kosten sparen will der Viscom bei den Nachtzuschlägen, die von 70 Prozent auf 25 Prozent reduziert werden sollen. Die aktuellen Entschädigungen seien im nationalen Branchenvergleich und im internationalen Benchmark nicht mehr zu halten, heisst es in der Verbandsmitteilung.
Der Viscom erhofft sich von den Verhandlungen, die 20. September 2012 beginnen, eine Stärkung des Handlungsspielraums und der Eigenverantwortung der einzelnen Unternehmen. Der Verband warnt schon vorab davor, dass «eine Ingangsetzung der Kostenspirale in der Branche katastrophale Beschäftigungsfolgen auslösen» würde.