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Mittwoch
07.10.2009

Das Bundesamt für Kommunikation hat dem per Ende Jahr von der Schliessung bedrohten Zürcher Sender Radio Energy einen Strohhalm hingehalten, wie er vielleicht doch noch zu einer begehrten UKW-Sendefrequenz kommen könnte: «Wenn alle Radios in Zürich einverstanden wären, würde es eine technische Möglichkeit für eine Frequenz geben», sagte Bakom-Sprecherin Caroline Sauser am Mittwoch gegenüber dem Klein Report. Zwar wären noch weitere rechtliche Abklärungen nötig, beispielsweise ob die Frequenz öffentlich auszuschreiben sei, «aber das wäre sicher nicht das grösste Problem», betonte Sauser auf Nachfrage.

Das Bakom versucht, sich mit diesem Manöver aus der Schusslinie zu nehmen und die Verantwortung für die Schliessung des Ringier-Senders zumindest teilweise den Zürcher Radiobetreibern Tamedia (Radio 24), Zürichsee Medien (Radio Zürisee) und Roger Schawinski (Radio 1) zuzuschieben. Doch die gehen nicht darauf ein: «Die Konzessionen wurden rechtlich korrekt vergeben, und es wäre falsch, die Spielregeln am Ende des Spiels zu ändern», betonte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer gegenüber dem Klein Report. Entsprechend hat sich die Tamedia scharf und schriftlich gegen die Bakom-Idee gewendet.

Auch Geschäftsleiter und Chefredaktor Tony Immer von Radio Zürisee sagte kurz und klar, dass sein Sender ein solches OK «selbstverständlich nicht» geben werde. Und Roger Schawinski mochte auf das Thema nicht einmal eintreten und tat die Sitzung des Bakoms, an der diese Idee aufgebracht wurde, als «technische Sitzung» ab, an der er übrigens gar nicht teilgenommen habe.

Trotzdem hat der Bakom-Vorschlag für viel Wirbel in der Zürcher Radioszene gesorgt. «Ich wurde nicht angefragt», sagte Giuseppe Scaglione, der mit dem Jugendsender 105 und Radio Monte Carlo gleich zwei Zürcher UKW-Sendelizenzen hat, allerdings für ein kleineres Gebiet als die «grossen Drei». Er findet es vor allem «irritierend», dass jetzt plötzlich von einer Übergangsfrequenz für Radio Energy gesprochen werde, obschon es nichts anderes wäre, als die vom Parlament bei der Schaffung des neuen Radio- und TV-Gesetzes abgelehnte vierte Frequenz. Roger Schawinski seinerseits brachte den Ausdruck «Reservefrequenz» für den vom Bakom vorgeschlagenen Kanal 94,2 Megahertz ins Spiel, der von Radio DRS 2 freigemacht würde.

Weshalb die Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) diese Frequenz freizugeben bereit ist, beantwortete SRG-Sprecher Daniel Steiner am Mittwoch gegenüber dem Klein Report wie folgt: «Wir wollen einer Lösung nicht im Weg stehen.» Allerdings müsse der Transfer auf einen anderen Sendeplatz für die SRF ohne zusätzliche Kosten abgehen und die neue Frequenz für die Hörerinnen und Hörer gleichwertig sein. Ob dies so ist, ist unklar, da Radio Argovia zum Teil auf 94,0 sendet und tangiert werden könnte.

Zum allgemeinen Wirbel der vielen Vermutungen, Unterstellungen und Konjunktive kommt noch eine weitere neckische Note: Weil Giuseppe Scaglione für sein Radio Monte Carlo ausgerechnet die heutige Energy-Frequenz 100,9 MHz erhalten hat, wird jetzt heftig spekuliert, er müsste ja nur seinen Sender nach Genfer und Basler Vorbild an Ringier verkaufen, und das Problem wäre gelöst. «Ich habe kein solches Angebot, und an dem ganzen Gerücht ist überhaupt nichts dran», wehrte er gegenüber dem Klein Report ab.