Vierzehn Jahre Bauzeit, neun Jahre Verspätung: Am 31. Oktober konnte der Berliner Flughafen BER endlich eröffnet werden.
Neben viel mehr Kosten als ursprünglich geplant hat die Verzögerung den Experten vom pannenreichen Bau auch einiges an Gespött eingebracht. Eine besonders kreative Version solcher Kritik hat das satirische Nachrichtenportal «Postillon» von Stefan Sichermann präsentiert.
In einem Videospiel können Hobby-Flughafenbauer ihre eigenen Fähigkeiten als Bauleiter unter Beweis stellen. Im Game «BER Simulator» gilt es, sich mit allen Tücken der Planung, des Baus und der Budgetierung herumzuschlagen.
Das Satire-Spiel wurde gemeinsam mit dem Entwicklerstudio Illusive Reflection entwickelt. Seit Mai gibt es eine Version für Smartphones auf dem Markt. Diese landete innerhalb weniger Stunden auf Platz 2 der Apple-Gratis-Spiele-Charts. Pünktlich zur realen Eröffnung des BER kann man inzwischen eine umfangreichere «Remastered»-Version für den Computer kaufen.
Mit dem Update versprechen die Macher noch mehr Wartezeit, Baumängel und Frust denn je. «20 neue Bugs, die nur dank der PC-Portierung möglich waren» verspricht «Postillon».
Konkret muss der Spieler zu Beginn verschiedene Unternehmen mit der Errichtung der einzelnen Flughafengebäude beauftragen. Zur Auswahl bieten die Satiriker als Einstieg zum Beispiel den Bau der preiswerten «Kindertagesstätte» oder im mittleren Preissegment einen «McWok Asia Imbiss».
Je weiter die Errichtung der einzelnen Gebäude fortschreitet, desto häufiger wird der Spieler mit neuen Mängeln konfrontiert, die es zu beheben gilt.
Um die Bauarbeiten zu finanzieren, erhält der Spieler ein regelmässiges Budget. Dabei muss der virtuelle Experte immer wieder den Eröffnungstermin des Flughafens im Blick behalten. Wird dieser dreimal überschritten, ist das Spiel verloren. Der Termin kann zwar bis ins Jahr 2037 aufgeschoben werden, doch mit voranschreitender Zeit steigen die Kosten ins Unermessliche.
Kredite sorgen zeitweilig für Liquidität. Auch der Verkauf von Flughafen-Anteilen, beispielsweise an russische Oligarchen, den Politiker Friedrich Merz oder die Deutsche Bahn, spülen Geld in die Kasse. Aber früher oder später holen die Probleme den Spieler immer wieder ein.
Der Schweizer Journalist Tobias Müller, der das Game für die «Frankfurter Allgemeine» getestet hat, meint, dass der «Postillon» am Ende mit seiner satirisch formulierten Werbung recht behält: Nach einer Runde «BER Bausimulator Remastered» habe man keine Lust auf eine zweite.