«Warten Sie nicht zu lange, es könnte bald zu spät sein»: Wer sich für ein Ticket auf der Wiederverkaufsbörse Viagogo interessiert, wird mit künstlichem Druck zu einem schnellen Kauf animiert. Auch intransparente Preise sorgten dafür, dass das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) nun gegen die Firma mit Sitz in Genf vorgeht.
Am 21. September hat das Seco beim Handelsgericht des Kantons Zürich eine Zivilklage gegen Viagogo deponiert. Gegen das dänische Unternehmen Luxstyle wurde bereits am 29. Juni eine Klage beim Handelsgericht des Kantons Bern eingereicht.
Die beiden Zivilklagen haben den Zweck, den Anbieterinnen «gewisse Geschäftspraktiken», die das Seco als «unlauter» einstuft, zu verbieten, wie am Dienstag mitgeteilt wurde. Damit reagiert das Seco auf insgesamt 460 Beschwerden, die gegen Luxstyle und Viagogo eingegangen sind.
Beiden Unternehmen wird vorgeworfen, dass die auf den Websites angegebenen Preise nicht transparent sind. Zudem wird die Ticket-Wiederverkaufsbörse Viagogo bezichtigt, «künstlichen Druck» auf die Interessenten auszuüben und «gewisse irreführende Ausdrücke» zu benutzen.
Der Klein Report hat die Website von Viagogo besucht und den Kaufprozess für das Champions League Spiel FC Basel gegen ZSKA Moskau durchexerziert: Nachdem der Interessent zunächst in einer «Warteschlage» landet, unterstützen verschiedene, immer wieder auftauchende Informationen den Eindruck, dass die Tickets in jedem Moment ausverkauft sein werden.
Das Ticket sei «fast ausverkauft» heisst es, bevor man in der nächsten «Warteschlange» landet. «23 andere Leute sehen sich gerade diese Veranstaltung an.» Danach hat man einige Minuten Zeit, um den Kaufvorgang abzuschliessen: «Verpassen Sie nicht Ihre Chance», heisst es nun, und kurz darauf «warten Sie nicht zu lange, es könnte bald zu spät sein».
Der ausgewählte Sitzplatz, der während des gesamten Prozesses mit 94 Franken beziffert wurde, kostet tatsächlich 130,78 Franken. Erst am Schluss des Vorgangs werden die 14 Franken Liefergebühr und die 23 Franken «Mehrwertsteuer und Buchungsgebühr» ausgewiesen.