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Montag
08.10.2001

Kids sprechen «easy» Neudeutsch, während Puristen schon seit Jahrzehnten eine zunehmende Anglifizierung der deutschen Sprache beklagen. Während aber Englisch in unserem Sprachraum vor allem bei Jungen «in» ist, geben sich die Engländer mit Deutsch intellektuell: Sie lassen Wörter wie «Leitmotiv», «Hinterland», «Kulturkampf» und «Weltaunschauung» in ihre Rede einfliessen. «Besonders Journalisten brauchen oft neue Wörter, weil sie interessant schreiben wollen», sagte Jeremy Butterfield, Direktor des Wörterbuch-Bereichs des Glasgower Verlags HarperCollins. Butterfield hat herausgefunden, welche deutschen Wörter am meisten verwendet werden: «Diesel», «Blitz», «Alzheimer» und «Angst». Letzteres brauchen die Englischsprachigen schon seit 1849. «Angst» hat für die Engländer einen existenzielleren, dunkleren Touch als das englische «Fear», welche die Briten höchstens noch vor dem Zahnarzt haben. Ein Wörtchen ist besonders in Mode: «ober». So kann etwas «obercharming» oder «obercool» sein. Strohblonde werden «oberblond» genannt, Bill Gates ist ein «obernerd» (Oberstreber) und die USA sind «oberpowerful». Neu entdeckten die Engländer «Meister», inzwischen gibt es vom «rock-meister» bis zum «spin-meister» alles. Mit «spin-meister» - Meister der PR-Intrige - wird übrigens Peter Mandelson, Tony Blairs Berater, tituliert. Deutsche Wörter werden natürlich auch gebraucht, wenn es keine englische Entsprechung gibt. Darunter die «Schadenfreude», der «Zeitgeist» und das «Wunderkind». Während die Deutschsprachigen also «easy chatten», gilt Deutsch bei den Engländern als «very zeitgeisty».