Content:

Dienstag
28.09.2021

Medien / Publizistik

«Die Gruppen, die dem Rassismus am stärksten ausgesetzt sind, gehören zu den ersten Opfern von Verschwörungstheorien...»      (Bild: Cover)

«Die Gruppen, die dem Rassismus am stärksten ausgesetzt sind, gehören zu den ersten Opfern von Verschwörungstheorien...» (Bild: Cover)

Wer Rassismus bekämpfen will, muss Stereotype und Vorurteile bekämpfen, die über Fake News und Verschwörungsmythen verbreitet werden. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus in der neusten Ausgabe ihrer Gratispublikation «Tangram».

Im Zentrum steht dabei die Frage, welche Berührungspunkte Verschwörungstheorien, Desinformation und Rassismus haben, teilte die Bundesstelle am Montag mit.

«Verschwörungstheorien sind beunruhigend, weil sie als Triebwerk für rassistische Einstellungen und Diskurse dienen können. Die Gruppen, die dem Rassismus und der Rassendiskriminierung am stärksten ausgesetzt sind, gehören zu den ersten Opfern von Verschwörungstheorien und Fake News», schrieb Kommissions-Präsidentin Martine Brunschwig Graf einleitend im «Tangram»-Editorial.

An der neusten Ausgabe der jährlich erscheinenden Zeitschrift hat eine multidisziplinäre Truppe von Forscherinnen und Forschern mitgewirkt. Sie vereinen die jüngsten Erkenntnisse aus den Bereichen Geschichte, Soziologie, Neurowissenschaft, Digitale Entwicklung und Politikwissenschaft, heisst es weiter.

So hat zum Beispiel der in Österreich tätige Historiker Claus Oberhauser Verschwörungsnarrative wie den «Grossen Austausch» oder die «Protokolle der Weisen von Zion» analysiert. «Wirksame Verschwörungstheorien fallen nicht vom Himmel. Meistens haben sie einen langen Vorlauf, bevor sie im Mainstream wahrgenommen werden», lautete sein Fazit dazu.

Die deutsche Publizistin und Digitalexpertin Katharina Nocun beschrieb, wie Verschwörungsideologien vermehrt über das Internet und die sozialen Medien verbreitet werden. «Die verschwörungsideologische Szene formt sozusagen einen eigenen Mikrokosmos mit Influencern, Videokanälen, Online-Shops, Festivals bis hin zu Urlaubsreisen», erklärte sie.

Interessant sei dabei, dass die Akteure «stark zusammenarbeiten und sich aufeinander beziehen», so Nocun weiter. «Damit schiebt man sich innerhalb der Szene gegenseitig Reichweite zu – eine Strategie, die auch im normalen Influencer-Milieu gang und gäbe ist.»

Für die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus ist klar, dass Verschwörungstheorien und Fake News im Internet auf fruchtbaren Boden gefallen sind und Wurzeln geschlagen haben.  

«Um das Übel an der Wurzel zu packen, muss die Medienkompetenz gefördert werden», empfahl die im Innendepartement angesiedelte Kommission. Es müsse nun eine umfassende Grundlagenarbeit geleistet werden, um Verschwörungsmythen und Fake News zu enthüllen und zu widerlegen.