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Dienstag
02.06.2015

Medien / Publizistik

Sie sollen zu Chaos angestiftet und falsche Information verbreitet haben: Im April verurteilte ein ägyptisches Gericht die drei Journalisten Abdullah al-Facharani, Samhi Mustafa und Mohamed al-Adli zu lebenslanger Haft. Anlässlich des Deutschlandbesuchs von Ägyptens Präsident Abdelfattah al-Sisi fordert Reporter ohne Grenzen (ROG) die Freilassung aller Journalisten, die wegen ihrer Arbeit im Gefängnis sitzen.

Eine «Kommandozentrale» sollen sie aufgebaut haben, um unwahre Informationen und manipulierte Bilder von Menschenrechtsverletzungen gegen Demonstranten im Ausland zu verbreiten und die Regierung al-Sisi zu destabilisieren, warf das Gericht den drei Reportern vor.

Mustafa und al-Facharani arbeiteten federführend mit beim Bürgerjournalimusprojekt Rassd, al-Adli berichtet für die religiöse Fernsehstation Amgad TV. Festgenommen wurden die drei im August 2013 einige Tage nachdem die Polizei ein Protestcamp gewaltsam aufgelöst hatte. Dabei waren Hunderte Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi getötet worden.

ROG kritisierte am Montag, dass die drei Reporter im Rahmen eines Massenprozesses gegen total 51 Angeklagte abgeurteilt worden seien. Nebst zahlreichen Verfahrensfehlern stützte sich der Prozess weitgehend auf die Aussage eines einzigen Polizeioffiziers.

Die neue Verfassung, die seit Anfang 2014 in Kraft ist, hat Ägypten «nur auf dem Papier» mehr Presse- und Meinungsfreiheit gebracht. Die gegenwärtigen ägyptischen Machthaber unterdrückten laut der Reporterorganisation systematisch abweichende Meinungen. Journalisten und andere Zivilisten könnten vor Militärgericht gezogen und abgeurteilt werden.

«Unter Präsident Sisis Führung hat die Kriminalisierung kritischer Journalisten in Ägypten ein bisher ungekanntes Ausmass erreicht», sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. «Viele Medien ergreifen offen Partei für Armee und Regierung, nur wenige ägyptische Journalisten wagen Kritik.»