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Mittwoch
14.06.2017

Medien / Publizistik

Mahmud Abbas im Europaparlament

Mahmud Abbas im Europaparlament

Der Vorgang war einzigartig: Bild.de stellte die öffentlich-rechtliche Dokumentation über den Judenhass in Europa während 24 Stunden ins Web, ohne dass die Sender Arte und der WDR die Erstausstrahlung des Films freigegeben haben. Regula Stämpfli hat sich für den Klein Report die Doku angeschaut.

«`Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa` stellt sich den entscheidenden Themen zu Terrorismus und Antisemitismus und scheitert daran, wie leider die meisten politischen Dokumentationen zu Rassenhass, Antisemitismus, islamischem Terror und dem Nahen Osten.

Dennoch ist die Doku sehenswert und wichtig, und Arte und WDR haben sich mit dem Verbot der Ausstrahlung einen Bärendienst erwiesen.

Ich stelle drei redaktionelle Fehler fest, die die Position von Arte und WDR («Sendekonzept verpasst») untermauert: Erstens wird der Hass auf Juden in Europa durch Experten im Nahen Osten erklärt, zweitens fehlen Umfragen, Facebook-Einträge, Talkshows, Leserbriefe, Gespräche mit linken Intellektuellen, die den grassierenden Antisemitismus in Europa belegt hätten (und sehr einfach zu finden sind).

Drittens fehlen Interviews mit arabischstämmigen Intellektuellen, die sich kritisch mit Geschichtsschreibung und islamistischer Ideologie auseinandersetzen (auch die sind einfach zu finden).

Es gibt also durchaus Argumente, die Doku als verfehltes Sendekonzept abzulehnen. Dennoch ist das Ausstrahlungsverbot von Arte völlig falsch und politisch anrüchig. Denn die Dokumentation von Joachim Schröder und Sophie Hafner hätte unbedingt gesendet werden müssen, aber mit einem völlig anderen Titel, nämlich: `Fiktion und Wirklichkeit. Wie arabische Dolchstosslegenden Antisemitismus und Terror nach Europa tragen`.

Hier ist die Doku faktenreich, genial und sie zeigt den Weg, den historische Fiktionen gehen können, bis sie Europa in Schutt und Asche legen (wie es die sogenannte Dolchstosslegende nach dem Ersten Weltkrieg in Europa ebenso getan hat).

Die Auftaktszene im Europäischen Parlament belegt, wie gross die Mittäterschaft der politischen, medialen, linken (und rechten) intellektuellen Eliten in der Befeuerung von Antisemitismus und Terrorismus ist.

Die Doku zeigt auch, wie Europa, wie Nichtregierungs- und Kirchenorganisationen die Ideologien der zukünftigen Mörder legitimiert und deren Verbreitung mit Steuergeldern finanziert.

Hier liegt des Pudels Kern, weshalb die Judenhass-Doku weder Arte, noch WDR, noch der europäischen Elite politisch opportun war. Hier liegt aber auch das Potenzial der Doku: Sie bietet den Auftakt für weitere Dokus, die sich genau dem Thema des hausgemachten Terrors und der Befeuerung antisemitischer Ideologien zuhause stellen müssen.»