Content:

Mittwoch
03.02.2021

Vermarktung

Durch die Pandemie wird die Stellung der Gattung Print Mediamix gestärkt, ist Daniel Neukomm überzeugt. (Bild © Impactmedias)

Durch die Pandemie wird die Stellung der Gattung Print Mediamix gestärkt, ist Daniel Neukomm überzeugt. (Bild © Impactmedias)

Impactmedias hat alle Hände voll zu tun. Das Inserateangebot «Romandie Combi» konnte im Krisenjahr 2020 seinen Umsatz spürbar steigern. An Kurzarbeit ist beim Westschweizer Werbevermarkter zurzeit nicht zu denken.

«Es gibt viel zu tun», sagt Daniel Neukomm, der bei Impactmedias die Vermarktung auf dem nationalen Markt leitet, im Gespräch mit dem Klein Report. «Wir sind natürlich auch grösstenteils im Homeoffice, aber im nationalen Markt haben wir gut zu tun.»

Im Frühling 2020 hat Impactmedias laut Neukomm für zweieinhalb Monate Kurzarbeit im Umfang von 25 bis 50 Prozent bezogen. Nun aber mangle es nicht an Arbeit. «Wir sind mittlerweile auch Anlaufstelle für 15 weitere Zeitungen in der Westschweiz und für Plakate und Screens. Und wir arbeiten am ‚Romandie Combi digital‘.» 

Das «Romandie Combi» mit Zeitungstiteln wie «Le Nouvelliste», «La Liberté» oder «Le Quotidien Jurassien» hat 2020 trotz Corona den Umsatz um 5 Prozent steigern können. Das ist bemerkenswert, wenn man sich an die dramatischen Werbeeinbrüche vieler Print-Titel im letzten Jahr zurückerinnert. 

Für das erfreuliche Ergebnis sieht der Vermarktungs-Chef ein glückliches Zusammenspiel mehrerer Faktoren. «Da sind zusätzliche Gelder geflossen, die sonst nicht im Markt sind, nämlich der wachsende Detailhandel, zwei gewichtige Abstimmungen und das BAG.»

Zudem habe Impactmedias die Sichtbarkeit des «Romandie Combi» auf verschiedenen Kanälen in der Deutschschweiz gesteigert. Und schliesslich steige die Nachfrage von «Qualitätszeitungen mit ordentlicher Reichweite» in der Westschweiz spürbar, so Neukomm.

Coronavirus und Lockdown haben die Mediennutzung stark beeinflusst. Der Durst nach Information bescherte den Onlineportalen neue Klickrekorde. Die TV-Primetime lockte abends um acht noch mehr Leute vor die Flimmerkiste, während die Radios in der Pendlerzeit in der Früh etwas schwächelten.

Doch wie hat der Welsche Werbevermarkter die Pandemie zu spüren bekommen? «Die einzelnen regionalen Mono-Titel haben etwas gelitten bei den Einzelbuchungen. Das lässt sich schwer beeinflussen, wenn die Läden und Shops zu sind», sagt Daniel Neukomm weiter.

Doch gleichzeitig habe der «ROC Combi» als «quasi welsch-nationaler Qualitätstitel» an Bedeutung gewonnen. Und zwar durch die Verbindung von Glaubwürdigkeit und Regionalität. «Die Leserzahlen und Online-Zugriffe sind gestiegen.»

Auf den aktuellen Geschäftsgang angesprochen, sagte Neukomm vorsichtig, dass Impactmedias im Januar «leicht über Budget» sei. «Für 2021 bin ich vorsichtig optimistisch, nach Ostern sehe ich Licht am Horizont. Wir machen jetzt schon Stimmung für Februar – März.»

Nicht allen Branchen geht das Coronavirus gleich an die Substanz. Das merkt man auch beim Vermarkter in Biel: «Die Automobile hatten ein – Entschuldigen Sie – ‚Scheiss-Jahr‘.» Dagegen blühe der Detailhandel förmlich auf.

Ein anderer Krisengewinner sind die Online-Shops. «Der Versandhandel glüht fast schon», sagt Neukomm. «Die gesamte Geschäftsleitung von brack.ch könnte wohl Ferrari fahren.»

Aus der Gastro-, Kultur- und Event-Branche seien reihenweise Annullationen eingegangen. Das betreffe allerdings mehr die Lokalpresse.

In vielen Branchen werde es einen Nachholbedarf geben, gibt sich Daniel Neukomm gegenüber dem Klein Report zuversichtlich. Die Stellung der Gattung Print im Mediamix werde gefestigt aus der Krise hervorgehen. Ja, der Vermarktungsprofi erwartet sogar einen «goldenen Herbst». Und hofft auf «fast Corona-freie Weihnachten».

Am Black Friday Ende November haben einige Anbieter in der Deutschschweiz gewaltige Rabattschlachten veranstaltet. «C'est dégoutant!», schimpft Daniel Neukomm. «Unsere Verleger wollen das auf keinen Fall.»

«Wenn’s nichts wert ist, wird’s verramscht.» Man könne das nicht anders sagen. 70 Prozent Rabatt sei verramschen. «In der Westschweiz war das nicht so eklig wie in der Deutschschweiz.»

Das Homeoffice-Dekret des Bundesrats hat die Arbeitsabläufe beim Werbevermarkter nicht gross tangiert. Man habe sich bereits gut im Büro at home eingerichtet. 

Die Heimarbeit aber über die Pandemie hinaus weiterzuführen, wie es nicht wenige Unternehmen erwägen, ist bei Impactmedias derzeit kein Thema, sagt Neukomm zum Schluss. «Der Courant normal wird das in der Vermarktung nie ganz.»