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Donnerstag
13.12.2012

Während Impressum und Syndicom fordern, dass der Verlegerverband Médias Suisses die Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) für die Westschweizer Presse zurückzieht, sehen die Verleger in Neuverhandlungen einen notwendigen Schritt, um auf die wirtschaftliche Situation zu reagieren.

«Beide Seiten haben ein gemeinsames Interesse», sagte Médias-Suisses-Geschäftsführer Daniel Hammer am Mittwoch gegenüber dem Klein Report, «dass die Branche ab 2014 einen neuen, praktikablen GAV hat, der die Arbeitsverhältnisse möglichst harmonisch regelt.» So hat der Verband laut Hammer dann auch die Absicht, eine neue Regelung auszuhandeln. «Das Instrument des GAV entspricht der Westschweizer Kultur des Kompromisses und geniesst hier einen hohen Stellenwert», sagte Hammer.

Doch könne der bestehende GAV nicht mehr von allen Mitgliedern getragen werden. Die sinkenden Werbeeinnahmen der Presse würden «neue pragmatische Wege und innovative Lösungen» erforderlich machen - diese müsse man gemeinsam mit Impressum finden, so Hammer.

Die Kündigung des GAV sei ein «rein juristischer Schritt, um die Interessen unserer Mitglieder zu schützen»: «Die Verleger haben Anfang Dezember zwar einstimmig beschlossen, den jetzigen GAV zu kündigen, aber genauso einstimmig haben sie den Entschluss getroffen, 2013 mit Impressum einen neuen GAV zu verhandeln», erklärte Hammer.

Vom Berufsverband wünscht sich Médias Suisses, dass er die Lage der Branche «objektiv und ohne Dogmatismus jeglicher Art» betrachtet. Eine «Realität» sei, dass die Presse in den letzten zehn Jahren Werbeeeinnahmen in der Höhe von einer Milliarde Franken verloren habe. Das könne man mit Protestaktionen nicht infrage stellen.

Ein Problem sehen die Verleger in der Minimallohnskala des bestehenden GAV, die für alle Westschweizer Kantone gleichermassen gilt und durch die Dauer der Betriebszugehörigkeit bestimmt wird. Ein Automatismus, dem heute «sogar Verwaltungen» den Rücken kehren würden, weil er nicht erlaube, «gute Arbeitnehmende besser zu entlohnen», so der Geschäftsführer.

Hinzu komme, dass die Lohnskala in manchen Westschweizer Kantonen zu hoch sei für die Unternehmen. «Da diese Unternehmen keinen Einfluss auf das Lohnniveau haben, besteht für sie - bei wirtschaftlich heikler Lage - nur eine radikale Lösung, um ihre Personalkosten in den Griff zu kriegen: Entlassungen ins Auge zu fassen.» So gesehen, gefährde die automatisierte Lohnskala in manchen Kantonen Arbeitsplätze, fasste Daniel Hammer die Position der Verleger zusammen.