Wie einer Todesanzeige vom Samstag in der «Neuen Zürcher Zeitung» zu entnehmen ist, trauert die Verlagsgruppe HarperCollins in Hamburg um «eine prägende Figur des deutschsprachigen Literaturbetriebs».
Das Vermächtnis der «leidenschaftlichen Verlegerin» Renate Nagel ist der Verlag Nagel & Kimche.
Dieser wurde von der Schweizer Verlegerin 1983 in Zürich gegründet, zusammen mit Judith Kimche. Vorher wirkte Renate Nagel 17 Jahre als Cheflektorin beim Benziger Verlag. Hier hat sie viele später namhafte Schweizer Schriftstellerinnen und Schriftsteller entdeckt und betreut.
Der Verlag Nagel & Kimche war rasch erfolgreich und finanzierte sich ab dem zweiten Programm aus selbst erwirtschafteten Mitteln, wie es im Schweizer Literaturarchiv heisst. Nach wenigen Jahren galt der «Verlag mit der persönlichen Handschrift» als eine der wichtigsten literarischen Adressen der Schweiz.
Der Verlag wurde zur (zeitweiligen) Heimat für Namen wie Eveline Hasler, Franz Hohler, Grete Weil, Mariella Mehr, Charles Lewinsky, Milena Moser, Lukas Hartmann oder Lukas Bärfuss.
Neben anderen Auszeichnungen erhielt Nagel & Kimche 2008 eine Auszeichnung der Kulturstiftung Pro Helvetia als herausragender Schweizer Literaturverlag.
Aus Altersgründen verkaufte Renate Nagel ihr Lebenswerk 1998 an den Hanser Verlag. Dieser führt Nagel & Kimche seither unter seinem alten Namen weiter. 2023 wurde der ursprüngliche Zürcher Verlag von der Verlagsgruppe HarperCollins in Hamburg übernommen.
Renate Nagel ist 86 Jahre alt geworden.