Der Zürcher Orell-Füssli-Verlag hat die Aktienmehrheit am Berner Lernmedienverlag hep übernommen.
Der Klein Report hat den Mitgründer und Verleger des hep Verlags, Peter Egger, im Zug nach Italien erreicht und ihm ein paar Fragen zur Übernahme gestellt.
Sie waren bis zum 5. Juli noch Verwaltungsratspräsident der hep Verlag AG. Gemeinsam mit Hanspeter Maurer, Werner Kolb, Men Haupt, Bernhard Probst und Partnern, Mitarbeitenden sowie Autorinnen und Autoren haben Sie im August 2000 den Verlag gegründet. Wie fühlen Sie sich ganz persönlich nach dem Verkauf?
Peter Egger: «Ich fühle mich sehr gut, wir haben mit verschiedenen in- und ausländischen Interessenten verhandelt, Orell Füssli ist für uns die ideale Lösung. Es gibt kaum Veränderungen, unsere spezielle Firmenkultur mit sehr flachen Hierarchien wird nicht tangiert, der Standort Bern bleibt, die Marke hep, die Arbeitsverträge werden übernommen, inklusive des Verwaltungsrats und des Leitungsteams. Es ist eine Schweizer Lösung, und das ist gut so.»
Am 23. Februar 2023 werden Sie 70. Bis dann bleiben Sie Verleger. Wie werden Sie bis dahin und darüber hinaus für den Verlag tätig sein?
Egger: «Ich bin am 5. Juli als Verwaltungsratspräsident zurückgetreten und bleibe bis Ende Januar 2023 Verleger und Mitglied des Leitungsteams. Anschliessend stehe ich nur zur Verfügung, wenn es mich unbedingt braucht.»
Der Berner hep Verlag ist digital sehr gut aufgestellt. Weshalb kam für das Leitungsteam ein Weitermachen im Alleingang nicht infrage?
Egger: «Grundsätzlich geht es dem Verlag sehr, sehr gut, wir hatten in den vergangenen zwei Jahren Gewinne im sechsstelligen Bereich, trotzdem sind wir der Meinung, dass wir mittel- und langfristig zu klein sind, um die digitale Transformation zu bewältigen. Zudem hat ein Generationenwechsel im Verwaltungsrat und im Management stattgefunden. Wir brauchen einen starken Partner. Ein modernes Lehr- und Lernmittel ist heute eine Kombination aus Print und digitalen Elementen, die Investitionskosten sind damit sehr hoch.»
Der hep Verlag hat ja immer wieder Kaufangebote aus auch dem Ausland erhalten. Was hat für den Schweizer Orell-Füssli-Konzern gesprochen?
Egger: «In vielen Gesprächen hat sich gezeigt, dass Orell Füssli der richtige Partner ist. Orell Füssli will in die Bildung investieren und braucht unser Know-how und unsere Nähe zur Bildung. Zusammen mit Orell Füssli sind wir nun wohl der grösste Schweizer Bildungsverlag in Konkurrenz zu den drei grossen deutschen Verlagen und den staatlichen Lehrmittelverlagen. hep bleibt eine eigenständige Aktiengesellschaft in der Holding, es wird wenig Änderungen geben.»
Sie selber haben das Verwaltungsratspräsidium am 5. Juli an Manuel Schär, den ehemaligen Verlagsleiter, übergeben. Schär ist heute für die Verlage Park Books und Scheidegger & Spiess tätig. Was war der Ausschlag für Schärs Wahl?
Egger: «Manuel Schär kennt den Verlag aus dem Effeff, er hat bei uns 2004 als Student zu arbeiten begonnen, war dann nach Studienabschluss Projektleiter, später Mitglied der Geschäftsleitung und zuletzt Verlagsleiter. Es ist also die ideale Lösung.»
Im Verwaltungsrat des hep Verlags werden neu für Orell Füssli Desirée Heutschi und Martina Barth Einsitz nehmen. Waren Höltschi und Barth bei den Verkaufsverhandlungen involviert, und was wird in Zukunft deren Aufgabe sein?
Egger: «Ja, sie waren teilweise dabei, Martina Barth wird sich wohl mit dem Programm beschäftigen, Désirée Heutschi eher mit strategischen Fragen. Ziel ist aber, alles sehr sorgfältig und durchdacht anzugehen.»
Können Sie etwas schildern, wie der Verkauf der Firma abgelaufen ist – wann kamen zeitlich die ersten Gedanken dazu, und wie lief das ab?
Peter Egger: «Als führender und sehr innovativer Bildungsverlag hatten wir immer wieder Anfragen von Interessenten. Seit zwei Jahren sind wir in Kontakt mit Orell Füssli, insbesondere mit Daniel Link, CEO der Gruppe. In vielen Gesprächen hat sich gezeigt, dass das Zusammengehen eine ideale Lösung ist.»
Was wäre Ihr Herzenswunsch? Wo soll der hep Verlag in fünf Jahren stehen?
Egger: «Ich hoffe, dass sich die Synergien auszahlen, ein Wachstum möglich ist und sich der Verlag in der zunehmend digitalen Welt definitiv etablieren wird. Schön auch, wenn die Marke hep bestehen bleibt.»