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Freitag
11.12.2020

Medien / Publizistik

Seit elf Monaten verhandeln sie, jetzt steht der Deal: Fredy Bayard (links) übernimmt das Bieler Medienhaus von Noch-Verleger Marc Gassmann (Bild © Gassmann Gruppe)

Seit elf Monaten verhandeln sie, jetzt steht der Deal: Fredy Bayard (links) übernimmt das Bieler Medienhaus von Noch-Verleger Marc Gassmann (Bild © Gassmann Gruppe)

Die Gassmann Gruppe wechselt die Hand. Im Januar übernimmt der Walliser Modeunternehmer Fredy Bayard das Bieler Medienhaus.

Der Klein Report sprach mit dem scheidenden Verleger Marc Gassmann, der das Familienunternehmen in siebter Generation seit fast 30 Jahren führt.

Sie haben sich für den Walliser Mode- und Medienunternehmer Fredy Bayard entschieden. Weshalb?
Marc Gassmann
: «Weil das die beste der Lösungen gewesen ist. Bayard hat Verständnis für die Zweisprachigkeit. Er ist eine sehr engagierte Person. Er übernimmt Verantwortung, delegiert nicht an andere. Wir haben bei mehreren Gesprächen miteinander die Weiterentwicklung des Unternehmens besprochen. Ich habe den Eindruck, er macht das mit Herzblut.»

Gab es neben dem Walliser noch andere Interessenten?
Gassmann
: «Wissen Sie, in den Medien redet jeder mit jedem. Dazu möchte ich aber nichts weiter sagen.»

Mit welchen Gefühlen geben Sie das Familienunternehmen aus der Hand?
Gassmann
: «Der Entscheid fiel mir natürlich sehr schwer. Unser Familienunternehmen existiert seit 170 Jahren, respektive eigentlich schon seit 240 Jahren. Die Gassmanns haben es trotz Kriegen und manchen Krisen immer fertiggebracht, die Firma als Familienunternehmen weiterzuführen. Wenn man das aufgibt, ist das schmerzlich.»

Gab es keine Alternative zu einem Verkauf?
Gassmann
: «Leider nicht, weil in der Familie niemand den Wunsch oder die Möglichkeit gehabt hätte, das Unternehmen weiterzuführen.»

Und ein Management-Buy-out war keine Option?
Gassmann
: «Doch, möglicherweise für Teile der Firma. Aber unsere Firma besteht aus zehn Einzelfirmen und es gibt sehr viele Synergien. Wenn man ein Teilchen herauslöst, dann wird es schwierig. Deshalb sind wir davon abgekommen.»

Kommt es im Zuge des Handwechsels zu einem Stellenabbau?
Gassmann
: «Im Moment sicher nicht. Für die nächsten Monate hat Herr Bayard keinen Stellenabbau vorgesehen. Er hat gesagt, dass er sich einarbeiten, einen ‘point de situation’ machen will.»

Was wird sich mit dem neuen Eigentümer beim «Bieler Tagblatt», Telebielingue oder bei Canal 3 konkret ändern?
Marc Gassmann
: «Der Führungsstil.»

Das heisst?
Gassmann
: «Das ist schwer zu sagen. Jede Führungsperson hat seine eigen Art.»

Wieso kommt der Verkauf ausgerechnet jetzt?
Gassmann
: «Die Diskussionen mit Fredy Bayard dauern schon seit elf Monaten. Und seit etwa vier Monaten ist klar, dass er die feste Absicht hat, die Gruppe zu übernehmen. Seither brauchte es Zeit den Verkauf vorzubereiten.»

Spielte die durch die Corona-Krise nochmals um ein Mehrfaches verschärfte Inserate-Krise eine Rolle für den Verkaufsentscheid?
Gassmann
: «Nein. Unsere Gruppe macht auch in diesem Jahr einen vernünftigen, bescheidenen Gewinn.»

Das erstaunt. Alle Medienhäuser sind am Anschlag. Wie ist es möglich, dass es bei Gassmann anders zu sein scheint?
Gassmann
: «Schwierig ist es, etwas anderes habe ich nicht gesagt. Wir haben eine gute Organisation und unsere Kosten gut im Griff. Die heutige Krise ist nicht die erste schwierige Situation, die wir erleben. Wir würden das auch ohne Verkauf gut überstehen.»

Wenn Sie drei Wünsche offen hätten: Was würden Sie dem Medienhaus für die kommenden fünf Jahre mit auf den Weg geben?
Marc Gassmann
: «Zweisprachigkeit. Die Region. Und das persönliche Engagement. Und das ist vorhanden. Deshalb habe ich mich letztlich für Fredy Bayard entschieden.»